Berliner Vätertag am 3. Sonntag im Juni: Der wahre Vatertag
Der klassische Vatertag stinkt so manchem Vater. Einige Berliner Väter haben sich kurzerhand einen neuen geschaffen.

Am Berliner Vätertag gibt es Abwechslung vom ewigen Windeln, Kochen, Bügeln und Abwaschen Foto: manun / photocase.de
BERLIN taz | Unter der Schirmherrschaft von Monika Herrmann, der Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, findet an diesem Sonntag ein alternativer Vatertag, der “Berliner Vätertag” statt. Initiiert vom Jugendamt und organisiert vom Verein „Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie e.V.” sind Väter in Begleitung ihrer Kinder und weiterer Familienmitglieder eingeladen im Civili-Park zu picknicken, zu feiern und zu spielen.
In Deutschland ist es Tradition, dass Väter (und auch manche Söhne) am Vater-, oder auch „Herrentag” bollerwagenweise Alkohol durch die Landschaft karren, während sie sich betrinken. Diese etwas einfältig wirkende Tradition ist Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls in Berlin und Umgebung aufgekommen und steht international allein auf weiter Flur.
In vielen Ländern, beispielsweise in der Türkei und in Österreich, wird der Vatertag analog zum Muttertag gefeiert. Man kauft seinem Vater Blumen oder kleine Geschenke und sagt ihm, wie lieb man ihn hat. In anderen Ländern wie den USA ist der Vatertag ein Aktionstag, an dem sich aus regional unterschiedlichen Motiven heraus die Väter ihren Kindern besonders widmen.
Unter Vätern, die mit dem klassischen Rollenverhalten eines Vaters nichts anfangen können und die sich als fürsorglich und verantwortungsvoll begreifen, regt sich schon länger Widerstand gegen den herkömmlichen Himmelfahrts-Vatertag. Es lag nahe, einen anderen Vatertag einzuführen. Der dritte Sonntag im Juni schien geeignet, er wird auch „internationaler Vatertag” genannt, weil er weltweit in den meisten Ländern für diesen Zweck verwendet wird.
Michael Stiefel vom Familieninfotreff e.V. und Mit-Organisator des Berliner Vätertages sagt: „Das deutsche Familienrecht und -bild ist veraltet. Das Modell der Versorgerfamilie, in der der Vater das Geld verdient und die Mutter sich um die Kinder kümmert, verliert zunehmend an Gültigkeit. Viele Eltern arbeiten zu gleichen Teilen und wollen sich auch gleichberechtigt und zu gleichen Teilen um die Kinder kümmern. Weniger Paare bleiben ewig zusammen und immer mehr Mütter und Väter teilen sich nach der Trennung Versorgung und Betreuung hälftig.“
Leider mahlen die Mühlen des Staates aber langsam und legen einer solchen Aufteilung der Verantwortungen Steine in den Weg. Deshalb wünschen sich einige der Vätergruppen, die schon seit mehreren Jahren den internationalen Vatertag als eigentlichen Vatertag feiern, das „paritätische Wechselmodell”, also die Betreuung der Kinder durch Vater und Mutter zu gleichen Teilen als Standardregelung nach Trennungen, so wie es bereits in einigen europäischen Ländern üblich ist.
Leser*innenkommentare
POLLWERK
Zitat zum Termin:
"Wer: Väter mit ihren Kindern und weiteren Familienmitgliedern"
Und was machen wir mit den Väter bzw. Elternteilen und ggf. auch Eltern wo die Kinder ihre Kinder nicht sehen dürfen ?
Vor nicht allzu langer Zeit gab es eine Studie der Uni Tübingen http://www.kimiss.uni-tuebingen.de bezugnehmend auf eine Untersuchung aus Canada: "Risk assessment protocol
to evaluate the risk of harm to
children and youth caused by
Hostile-Aggressive Parenting (HAP)"
In Deutschland ist im Dezember 2015 die zweite Konferenz zum paritätischen Wechselmodel: http://twohomes.org/tiki-index.php?page=en_conference_2015&redirectpage=conference
EU weit gibt es zwar EU Gesetze die aber sehr häufig nicht umgesetzt werden. Da findet aktuell eine Neuregelung des EU Gesetztes EC2201/2003 statt.
Letztes Jahr gab es hierzu eine Umfrage deren Daten unter Published Results offenliegen: http://ec.europa.eu/justice/newsroom/civil/opinion/140415_en.htm
Im Sinne der Kinder ist regelmässiger Kontakt zu beiden natürlichen Eltern sicherlich am wichtigsten und der beste Kinderschutz.
Eine wichtige Initiative und auch der Dank an die Bezirksbürgermeisterin und die Veranstalter. Auch um das Bewusstsein zu schaffen.
849 (Profil gelöscht)
Gast
Kann mich nicht erinnern, jemals im Südwesten Deutschlands irgendwelche Männer mit Bollerwagen saufend durch die Gegend ziehen gesehen zu haben.
Ulf Schleth
Autor & Online-Entwickler, Autor des Artikels
@849 (Profil gelöscht) Danke für die Information! Es scheint hier und da regionale Abweichungen innerhalb Deutschlands zu geben.