Berliner Szenen: Tierische Gentrifizierung
Krebsrote Plage
Sumpfkrebse! Den Berlinern bleibt aber auch nichts erspart. Nach kotzenden Teenagern in Friedrichshain, Miethaien in Prenzlauer Berg und Hipstern in Kreuzkölln ist nun eine neue Plage über die Hauptstadt gekommen: US-Sumpfkrebse. 3.000 Stück wurden gestern allein im Tiergarten eingefangen. Weil sie unseren kleenen heimischen Flusskrebschen den Lebensraum wegnehmen. Gentrifizierung macht wirklich vor nichts mehr halt!
Seit Wochen schon waren die Viecher auf Wanderschaft über Fahrradwege und Bürgersteige. Ein Wunder, dass nicht sämtliche Fahrrad- und Autoreifen der Stadt von den schändlichen Scheren der Schalentiere durchstoßen wurden!
Sumpfkrebse sehen übrigens genauso aus wie Sebastian in „Arielle die Meerjungfrau“, der kleine rote Krebs mit dem großen Kussmund, der aufpassen soll, dass Arielle keinen Mist baut. Was natürlich nicht funktioniert. Sebastian will, dass alle Kreaturen dort bleiben, wo sie hingehören: Meerjungfrauen im Meer, Menschen an Land, Sumpfkrebse im Sumpf.
Apropos. Wie sind die Krebse eigentlich in den Tiergarten gekrabbelt? Als Hinterlassenschaften der Fußball-Fanmeilen-Besucher 2016?
Der Naturschutzbund weiß Rat. Die handtellergroßen Scherentiere werden gerne als Aquarienbewohner gehalten, weil sie hübsch krebsrot aussehen. Leider vermehren sie sich schnell und da lokale Hobbyaquaristen offensichtlich nicht die Chuzpe haben, die Nachkommen ihrer Haustiere einfach in kochendes Wasser zu schmeißen und zu verspeisen, haben sie sie ausgesetzt. Im Tiergarten! In der Vorlage von Hans Christian Andersen wird die kleine Meerjungfrau am Ende übrigens zu Schaum und löst sich in Luft auf, weil sie das Herz des Geliebten nicht erobern konnte. Es ist eine tragische Geschichte.
Lea Streisand
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