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Berliner SzenenAuf dem Volksfest

Im Geheimdienst

Auf der Bühne spielt eine Band. Die Musik ist sanft

Statt ein Bier mitzunehmen, trank ich es davor, da ich davon ausging, dass man auf dem Deutsch-Französischen Volksfest am Brandenburger Tor keine Flaschen mitbringen dürfe, aber es gab gar keine Flaschenkontrollen. Der Pariser Platz ist nur halb voll. Berlin sei in „Sorrow-lidarité with France“, so ist ein Plakat überschrieben, das vor der französischen Botschaft hängt. Auf dem Plakat steht ein Text mit vielen „pourquoi“ und „Pour the fucking quoi“ und der Empfehlung, bitte nicht Le Pen zu wählen. Blumen, rote Friedhofskerzen; ein blau gerahmtes Plakat: „Gemeinsam gegen den islamischen Faschismus.“

Ein paar Meter weiter ein schwarzer Mann im Anzug, mit Sonnenbrille. Er hat sich zwei große Plakate umgehängt und hält ein drittes in die Höhe: „Die Zionisten / verbergen / sich in dem / Geheimdienst / darum führen / sie den Terror / in die Welt.“ Die Leute machen einen großen Bogen um den Mann. Später gehen zwei junge Frauen mit Polizisten zu dem Mann, der vom Festplatz gewiesen wird und fortan vor den Absperrgittern demonstriert. Später machen drei junge Touristinnen ein Selfie mit ihm.

Auf der Bühne spielt eine Band. Die Musik ist sanft. Das Publikum ist gemischt. Viele Touristen. Eine Mickymaus läuft zwischen den Leuten umher. Mir ist unheimlich. Manche lassen sich mit der Mickymaus im Arm fotografieren. Air lassen auf sich warten. Die Mickymaus winkt zum Abschied. Zwei Männer und ein kleiner Junge sprechen mit dem Antizionisten. Sie reden nicht lange, es gibt keine lauten Worte. Im Weggehen sagt der Vater: „Der ist verrückt.“

Ein Fan von Air; vielleicht 50, im weißen Anzug; eine tragbare Lichtorgel in der Hand; auf dem Kopf goldene Kopfhörer. Er tanzt etwas verloren allein, während Air beginnen mit den bekannten Melodien von „Moon Safari“. Detlef Kuhlbrodt

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