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Berliner SzenenIn der Mitte

Hitlers Geburtstag

Jetzt sollte ich was sagen, aber kommt man hier weiter?

Samstagmittag. Fahre mit dem Kind und seinem Freund Noah zu einem Fußballspiel der D-Jugend. S-Bahnhof Treptower Park, ein junger Mann zu einer Frau: „Na, habt ihr Hitlers Geburtstag schön gefeiert?“ Die Jungs stoßen sich in die Rippen: „Guck mal, Nazis.“

Am Sportplatz stehen schon die anderen Eltern. Ich stelle mich dazu. Hinter uns ein weißes Gebäude. „Flüchtlingsheim“, stellt ein Vater fest. War mal ein Hotel, aber mit Flüchtlingen kann man mehr verdienen. „Ja“, pflichtet ihm eine Mutter bei, „in Neukölln kaufen arabische Großfamilien ganze Häuser und vermieten die an Flüchtlinge. Die verdienen dann gleich doppelt: erst an der Miete, dann an der staatlichen Unterstützung. Na, und Hartz IV kriegen die ja auch noch alle.“ „Tja, die einen zahlen Steuern, die anderen kassieren ab“, meldet sich eine weitere Mutter zu Wort. Jetzt sollte ich was sagen, aber kommt man hier mit Argumenten weiter? Ich sage nichts und schäme mich. Später geht es um Gewalt beim Fußball. „Gerade wenn ausländische Vereine verlieren, kracht es hinterher immer“, sagt der Vater. „Die wollen dann das Spiel in der 3. Halbzeit mit Gewalt drehen. Hab ich neulich im Fernsehen gesehen.“

Ich hole mir einen Kaffee und stelle mich weg. Auf dem Weg nach Hause reden die Jungs wieder über Nazis. „Wissen Sie, was ein Mädchen aus meiner Klasse neulich im Unterricht gesagt hat?“, fragt Noah mich. „Die hat gesagt, sie liebt Adolf Hitler. Sogar mehr als Angela Merkel.“ Die Jungs schütteln den Kopf über so viel Unverstand. Mir wird plötzlich schlecht. „Was hat eure Klassenlehrerin dazu gesagt?“, frage ich. „Das ist aber gar nicht schön, Clara, da muss ich mal mit deinen Eltern drüber sprechen.“

Abends auf dem Weg ins Bett bleibt das Kind noch mal stehen: „Mama, wann ist das eigentlich endlich wieder vorbei mit den Nazis?“ Gaby Coldewey

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