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Berliner SzenenNeue Strümpfe

Berlin ist wild und gefährlich. Und unsere AutorInnen sind immer mittendrin. Ihre schrecklichsten, schönsten und absurdesten Momente in der Großstadt erzählen sie hier.

Entweder ist mein Leben nicht für Strumpfhosen gemacht oder Strumpfhosen nicht für mein Leben, auf jeden Fall passen wir nicht zusammen. Sie gehen mir ständig kaputt. Kriegen Risse, Löcher, Laufmaschen, komische Stellen oder verfusseln.

Und dann sehen sie scheiße aus und ich gleich mit. Vielleicht kaufe ich zu billige Strumpfhosen, denke ich und gehe zu Karstadt in die Strumpfabteilung und mal nicht zu Rossmann oder „Mode aus Paris und London“. Einmal im Leben habe ich eine gute Strumpfhose gekauft, in der Graefestraße, für 20 Euro. Die war sehr hübsch, aber so teuer, dass ich sie nur zwei Mal anhatte, weil ich sie schonen wollte.

Aber heute: Karstadt. Das ist genau das Mittelding zwischen „Mode aus Paris und London“ und dem Laden in der Graefestraße. Also geografisch fast und emotional genau. Ich suche mir vier mittelteure Strumpfhosen für zehn bis zwölf Euro aus, und dann noch halterlose Strümpfe. Halterlose Strümpfe! Davon habe ich zuhause schon ein Paar, aber auch erst einmal getragen, auf einer 20er-Jahre-Party, was vermutlich Quatsch ist, weil die Frauen damals ja gerade immer Strumpfhalter hatten, aber ich hatte auch einen Strumpfhalter zu den halterlosen Strümpfen, wegen der Sexiness. War ja keine Logikparty.

Ich gehe mit dem Stapel neuer Unterwäsche zur Kasse und die Kassiererin scannt alles ein. „Dreiundsechzig Euro siebzehn“, sagt sie. Ich gebe ihr meine EC-Karte, sie steckt sie in das Gerät. „So, Frau Stokowski!“, sagt sie. „Was?“, sage ich, total erschrocken. Wieso kennt die meinen Namen? Hallo? Ich kaufe hier gerade quasi Pornorequisiten und sie nennt mich „Frau Stokowski“. Das geht gar nicht. Ich bin inkognito hier.

Ich schaue sie aus sehr schmalen Augenschlitzen sehr finster an. Obskures Miststück. „Einmal die Unterschrift bitte.“ Dass mein Name auf der EC-Karte steht, rechtfertigt gar nichts. Gar nichts!

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1 Kommentar

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  • F
    Futterschnute

    Mal von Frau zu Frau. Halterlose Strümpfe (hat man sich an das Tragen derer mal gewöhnt), haben den Vorteil, wenn auf der einen Seite ein Loch, Riss or whatever ist, muß man nicht das gesamte "Ensemble" entsorgen, sondern nimmt einfach einen anderen Strumpf.