Berliner Schulessen: Eltern am Siedepunkt
Der Landeselternausschuss fordert, dass die Mehrkosten für besseres Schulessen nicht auf Eltern abgewälzt werden. Die Senatsverwaltung will heute ein neues Konzept präsentieren.
Der Landeselternausschuss lehnt es ab, dass die Qualität des Berliner Schulessens durch eine „pauschale Erhöhung“ der Kostenbeiträge der Eltern verbessert wird. Das geht aus einer Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Schulessen des höchsten Berliner ElternvertreterInnengremiums hervor.
Laut Landeselternausschuss (Lea) plant die Senatsverwaltung für Bildung, die Kosten pro Schulessen für die Eltern auf 3,15 Euro zu erhöhen. Dieser Betrag ist einer Studie zufolge, die vom Land in Auftrag gegeben wurde, für ein Mittagessen nötig, das den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entspricht. Bisher darf eine Portion Schulessen in Berlin je nach Bezirk 2,10 bis 2,50 Euro kosten. Der Kostenbeitrag der Eltern beläuft sich dabei abhängig von der Schulform auf kostendeckende 40 Euro oder auf von Senat und Bezirken subventionierte 23 Euro pro Monat. Verschiedene Caterer hatten zu Beginn des laufenden Schuljahrs allerdings erklärt, für diesen Preis künftig kein Essen mehr liefern zu können.
Der höhere Essenpreis solle ausschließlich über eine Erhöhung der Elternbeiträge finanziert werden, fürchtet der Lea. Statt 23 Euro hätten Eltern dann künftig 37,50 Euro im Monat zu bezahlen. Die ElternvertreterInnen fordern deshalb mehr Mitspracherecht bei der Neuordnung des Schulessens und der Finanzierung sowie eine Debatte über einkommensabhängig gestaffelte Beiträge, die die Senatsverwaltung und Bezirke abgelehnt hatten.
Unterstützung für die Eltern kommt von den Grünen: Auch sie lehnen eine pauschale Erhöhung der Elternbeiträge ab, denn „das geht zulasten der Eltern mit niedrigem Einkommen“, so die Landesvorsitzende Bettina Jarasch. Neben den Eltern müsse sich auch das Land stärker an den steigenden Kosten beteiligen, forderte sie.
Die Senatsbildungsverwaltung zeigte sich über die Vorwürfe und Befürchtungen der Eltern verwundert: „Wir sind ja mit der AG Schulessen in Kontakt“, sagte Sprecherin Beate Stoffers. Der Termin für ein nächstes Treffen mit der AG stehe bereits fest. In einem Schreiben habe Staatssekretär Mark Rackles der AG zudem versichert, „dass wir deren Kompetenz schätzen und einbeziehen“.
Ihr eigenes Konzept zur Neuordnung des Schulessens in der Stadt will die Senatsbildungsverwaltung am heutigen Donnerstag im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses vorstellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter