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Berliner KlimaschutzkonferenzEin Experiment geht zu Ende

Nach zwei Wochen ging die selbst organisierte Conference of Berlin zum Klimaschutz zu Ende. Thema war die nachhaltige Stadt.

Im Baumhaus: Teilnehmerinnen der selbst organisierten Klimakonferenz Foto: dpa

Das Baumhaus im Wedding ist ein offener Raum für alle, die eine Oase der Ruhe in der Hauptstadt suchen. In weiten und dunklen Räumen sorgen Holzwände, viele Pflanzen und eine gemütliche Sofaecke am Fenster dafür, dass sich die Gäste sofort wohl fühlen.

In den vergangenen zwei Wochen war es mit der Entspannung aber vorbei. In den Räumen fand die erste Conference of Berlin (COB) – eine kleine Klimakonferenz parallel zur großen (COP) in Bonn – statt. „Die vergangenen Tage waren anstrengend, aber auch wunderschön“, fasst Initiatorin Karen Wohlert zusammen.

An einer Wand des Baumhauses hängt nun die Berliner Erklärung. Darauf haben rund 100 Menschen unterschrieben, dass sie sich für ein besseres Klima und ein solidarisches Berlin einsetzen wollen. Dazu haben viele im Internet teilgenommen, wo sie auch aufgeschrieben haben, was sie konkret selbst tun wollen. Die Vorschläge kamen von Einzelpersonen, aber auch Vereinen, die schon Projekte gestartet haben. „Neue Helden“ beispielsweise, ein Verein, der Land in der Hauptstadt kauft, um darauf Bäume zu pflanzen.

Autofrei und Komposttoilette

Einigkeit herrschte bei den Klima-FreundInnen, dass Berlin eine nachhaltigere Stadt werden muss. Die meisten UnterzeichnerInnen wollen persönlich dazu beitragen: durch Verzicht auf Flugreisen, weniger Auto fahren und Fleisch essen sowie konsequentere Mülltrennung. Manche/r ging sogar noch weiter und will sich im neuen Jahr eine Komposttoilette anschaffen – Klimaschutz kennt keine Grenzen.

Großer Beliebtheit erfreute sich auch Foodsharing. Viele gaben an, das ausprobieren zu wollen. Die wachsende Bereitschaft dafür könnte an den Kochkünsten im Baumhaus gelegen haben – dort werden nur Lebensmittel genutzt, die ansonsten im Müll landen würden.

Enttäuscht von der COP

Die OrganisatorInnen zeigten sich wenig überzeugt von der COP23 in Bonn. „Von dieser Weltklimakonferenz haben wir uns nicht viel erwartet“, sagt Julia Hoffmann. „Wenn man jetzt sieht, dass Deutschland beispielsweise nicht der Allianz zum Kohleausstieg beigetreten ist, fühlen wir uns bestätigt." Das Bewusstsein, dass ein Umstieg unausweichlich ist, sei aber bei vielen Menschen da. "Und die wollten wir mit unserer COB einfangen.“ (sig)

Zubereitet hat das Essen das COB#1-Team. Es bestand aus Karen Wohlert und zehn anderen OrganisatorInnen, die die letzten zwei Wochen allein auf die Beine stellten. Dabei waren alle ehrenamtlich tätig. Bis auf einen Teil der Miete, der von einem Sponsor übernommen wurde, stemmten die OrganisatorInnen die Kosten allein.

Sie bereuen ihren Einsatz nicht. Im Gegenteil: „Der Austausch, der in den Runden stattgefunden hat, und die gegenseitige Motivation – diese Vernetzung nehmen wir alle mit“, so Wohlert.

Ausdrücklich ohne PolitikerInnen

Als Grundlage dafür diente das Nachtcafé. Jeden Abend kamen TeilnehmerInnen und Interessierte zusammen und sprachen über die Themen, die ihnen am Herzen lagen. Die VeranstalterInnen wollten vor allem eine Bühne zum Vernetzen bieten – deswegen waren ausdrücklich keine PolitikerInnen geladen. „Wir wollten, dass die kleinen Gruppen und Initiativen sich kennenlernen und zu einer Basis zusammenschließen – es ging uns nicht darum, laute Forderungen zu stellen“, erläutert Mitorganisatorin Julia Hoffmann.

Manche Veranstaltungen fanden nicht im Baumhaus, sondern in anderen Räumen statt: So gab es jeden Freitag ein Klimafrühstück im Kiezladen Zusammenhalt in Prenzlauer Berg. Diese Dezentralisierung sei wichtig gewesen, meint Karen Wohlert. Für das kommende Jahr solle das noch verstärkt werden, denn: „Je weiter wir in Berlin verteilt sind, desto mehr Menschen können wir ansprechen“, denkt die COB-Gründerin schon an die Zukunft.

Als weiteres Ziel für die nächste Klimakonferenz benennt sie eine bessere internationale Zusammenarbeit. In Südafrika oder Kiribati beispielsweise würden ebenfalls lokale Zusammenschlüsse bestehen, die für Verbesserungen vor Ort kämpfen. Hierzu meint Wohlert: „Auf dieser Ebene wollen wir uns vernetzen und austauschen.“

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