Berliner Halbmarathon: Läuft doch

Am Sonntag früh rennt eine ganze Kleinstadt durch Berlin: Gut 30.000 Teilnehmer starten zum Halbmarathon. Die Stadt festigt damit ihren Ruf als Läufercity Nummer eins.

Beim Berliner Halbmarathon 2009. Bild: AP

Hört es denn gar nicht auf? So manchem Läufer und mancher Läuferin mag diese Frage am Sonntag früh auf der gut 21 Kilometer langen Runde durch den Kopf gehen. Trösten wird er oder sie sich auf der Strecke durch Mitte, Kreuzberg, Charlottenburg und Tiergarten höchstens damit, dass 30.113 LeidensgenossInnen denselben Weg zu absolvieren haben.

Hört es denn gar nicht auf? Genauso kann man sich diese Frage auch im Hinblick auf die Beliebtheit – quasi den Run – auf die Berliner Laufveranstaltungen stellen. Denn der Halbmarathon stellt wie schon der Marathon Ende September bereits Rekorde auf, bevor er beginnt: Das Rennen ist seit Dezember ausverkauft, der Teilnehmerrekord vom vergangenen Jahr wird nochmal um gut 1.500 LäuferInnen getoppt.

Die beiden größten professionellen Laufveranstaltungen Deutschlands sind somit mittlerweile in Berlin – die Stadt ist ungebremst die Läufercity Nummer eins. Jährlich finden in Berlin und Potsdam zwölf Großveranstaltungen mit über 3.000 Teilnehmern statt, morgen werden LäuferInnen aus 101 Nationen an den Start gehen.

Der Lauf: Um 9.30 Uhr beginnt am Sonntag das Rennen der Inlineskater, um 9.55 Uhr starten die Handbiker und Rollis. Um 10.05 gehen die LäuferInnen an den Start. Insgesamt starten 32.036 AthletInnen. Am Samstag findet um 11 Uhr ein Kinderlauf auf dem Tempelhofer Feld statt.

Die Strecke: Der Rundkurs geht von der Karl Marx-Allee über die Karl-Liebknecht Straße und Unter den Linden zum Brandenburger Tor. Von dort aus geht es Richtung Charlottenburg, dann über den Kudamm und das Lützowufer nach Kreuzberg und schließlich nach Mitte zurück. Streckenplan: www.berliner-halbmarathon.de.

Die Laufcity: Im Jahr 2012 hatte Berlin mit dem Marathon, dem Halbmarathon, dem Berliner Frauenlauf, der Citynacht, dem B2Run und dem Big 25 sechs große Läufe unter den 30 größten Veranstaltungen Deutschlands. Allein bei diesen Läufen liefen knapp 85.900 Menschen über die Ziellinie. (jut)

„Ich bin zum zweiten Mal dabei“, sagt der Londoner Paul Bains. „Berlin ist anders als die anderen europäischen Hauptstädte.“ Man könne hier während des Laufens die verschiedenen Facetten der Stadt und den geschichtlichen Wandel erfahren. „Der Ostteil hat ein ganz anderes Erscheinungsbild als der Westteil.“ Bains, 32, startet für eine gemischte Londoner Gruppe, die dieses Frühjahr verschiedene Halbmarathons in Europa läuft.

Für viele Teilnehmer findet der Lauf morgen aber vor heimischer Kulisse statt: „Beim Halbmarathon gehen mehr Berliner als bei den anderen Rennen an den Start“, sagt Mark Milde, Veranstalter des Rennens von SCC Events, das auch den Marathon organisiert: „Mehr als 10.000 Berliner sind dabei.“

Der Halbmarathon ist damit am Limit: „Sonst müsste man den Lauf an andere Orte verlegen“, sagt Milde. Man finde es aber wichtig, dass der Lauf mit Start und Ziel im Osten bleibt. Hintergrund: Der Halbmarathon ging 1990 aus dem Friedenslauf der DDR und dem Halbmarathon im Westen hervor, die zusammengelegt wurden.

Mit dem Marathon im Herbst mit etwa 40.000 Teilnehmern dürften Milde und seine Mitstreiter dieses Jahr wieder zu den Veranstaltern der drei größten Läufe der Welt zählen. In New York findet der größte statt, London und Chicago sind ähnlich groß wie Berlin. Will man gar Nummer eins werden? „Nein, wir sind auch da am oberen Ende angelangt“, sagt Milde. Mehr Teilnehmer seien auf der Straße des 17. Juni nicht möglich.

Die Beliebtheit Berlins als Laufpflaster hat auch Schattenseiten. Beim Marathon, der in diesem Jahr innerhalb von drei Stunden ausverkauft war, bleiben etliche LäuferInnen außen vor. „Die Nachfrage lag bei etwa 60.000 Läufern“, sagt Milde. „Wir mussten vielen absagen, die schon oft dabei waren.“ Für den Marathon 2014 steht daher der Anmeldemodus auf dem Prüfstand, für den man schnell sein oder teure Tickets über Reiseveranstalter buchen musste. Welche Änderungen es geben wird, ist allerdings noch unklar.

Paul Bains hat sich früh genug angemeldet und freut sich auf den Lauf. „Letztes Jahr bin ich mit 1:25 persönliche Bestzeit gelaufen“, sagt er. Die flache Strecke und somit die Chance, eigene Rekorde zu brechen, reizt viele. Genauso die „johlende Menge“, wie Bains sagt: Etwa 200.000 Zuschauer werden an der Strecke sein, 38 Musikgruppen sollen die Athleten pushen.

Leistungssport wird dabei natürlich auch betrieben: Bei den Männern gelten die Kenianer Kenneth Kipkemoi, Victor Kipchirchir und Silas Kipruto und der Äthiopier Azmeraw Bekele als Favoriten. Bei den Frauen zählen Philes Ongori, Helah Kiprop, Valentine Kipketer aus Kenia und die Äthiopierin Ayalew Wude zu den Favoritinnen. Sie werden nach etwa 01:08 Stunden das Ziel erreichen. Die schnellsten Männer werden die Strecke in etwa einer Stunde zurücklegen.

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