: Berliner Bärinnen können küssen
■ Der Sportclub „Seitenwechsel“ lud zum 2. Internationalen Lesben-Volleyballturnier nach Berlin PRESS-SCHLAG
Schon von weitem schallt der Besucherin rhythmisches Klatschen entgegen. 130 Frauen feuern sich gegenseitig an, um das Objekt der Begierde in die gewünschte Richtung zu bringen. Und eins... Ausnahmsweise spielen Holländerinnen, Schweizerinnen mit Berlinerinnen und Hamburgerinnen in dieselbe Himmelsrichtung, denn für einen Tag des Volleyballturnieres zum Auftakt der Lesbenwoche war ein Mix-Turnier angesetzt, in dem alle Ballkünstlerinnen zu 23 neuen Teams verlost wurden.
Der Ball geht von Hand zu Hand, die Stimmung ist gelöst. Das ist die beste Basis, um sich abends beim kalten Büffet auch ohne Netz dazwischen wiederzuerkennen. In bunt durcheinandergewürfelten Outfits liefen die sportiven Damen über drei Felder in jeweils zwei Hallen. Erst am Sonntag war zu erkennen, wer mit wem am besten konnte, dann erst wurde das Team- Trikot ausgepackt. Küssende Berliner Bärinnen von der Volleyballgruppe „Immerhin“, aber auch auf den diesjährigen Gay Games in Toronto eingetauschte Shirts in Schwarz und Pink kamen zum Vorschein. Ein eher seltenes Emblem waren die klassischen Doppeläxte und Doppelfrauenzeichen.
Und zwei... „Wir haben nur verloren, aber es war irre nett“, erzählt eine Teilnehmerin ganz entspannt. Aus Zeitgründen wurde statt bis zum 15. Punkt bis zur 15. Minute gespielt, und die Frauen verzichteten auf den sonst üblichen Leistungsdruck. Vor der Halle wurde geraucht, und einige favorisierten Skateboardfahren als Ausgleichssport. Mit Knieschützern und Schweißbändern umwickelt wirkten die Ladies aber beileibe nicht dilettantisch, sondern das Spielniveau war schon beim Mixturnier beachtlich: Geschmettert, gebaggert, geblockt und gerettet wurde quer durch die Halle, und wenn die Decke höher gewesen wäre, hätte sich das Punkten noch mehr verzögert. Beeindruckend oft lagen vier Spielerinnen eines Teams sternförmig auf dem Linoleum, um einen Ball doch noch zu returnieren.
Und drei... Eine der drei Organisatorinnen vom Berliner Frauen/Lesbensportverein Seitenwechsel, Silke Fell, berichtete von ihrem Slalom, um die Finanzierung durch die Behörden zu erreichen. Die Senatorin für Sport, Beruf und Schulwesen findet Lesbenvolleyball zu breitensportlich und verweist auf Kollegin Klein. Der wiederum sind die Lesben zu sportlich für ihr Ressort, so daß sich bisher nur das Referat für gleichgeschlechtliche Lebensweisen als zuständig bekannt hat. Allerdings nur zur (lesbischen?) Hälfte des Geldes. Aber meine Damen, die Lesben sind doch für alle da! Kerstin Lück
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen