Sehr geehrter Herr Rada,
leider komme ich erst jetzt dazu, Ihnen eine kurze Replik zu schreiben, ich hoffe sie erreicht Sie trotzdem noch.
Adventskalender sind immer Überraschung, oft dazu auch Märchenstunde.
Ihr Artikel zum ULAP erfüllt diese Erwartungen allerdings auf eine ungewohnte, nicht sehr erfreuliche Art und Weise.
Bereits ein Kommentator verweist auf eine unerklärliche Verwechselung von unten und oben in Ihrer Ortsbeschreibung. Der ortskundige Leser hat Zweifel, ob Sie - pardon - in Ihrem Leben bisher überhaupt schon einmal auch nur in der Nähe des Geländes gewesen sind. Auch auf die falsche Lokalisierung der Vorgänge in der Nacht vom 23. April 1945 wurde hingewiesen. Ergänzen darf ich mit dem Hinweis, dass das Häuschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite (heute Restaurant Paris-Moskau)nie etwas mit dem ULAP zu tun hatte.
Vieles in Ihrem Beitrag liest sich uninformiert, manchmal eher wie ein Werbeblättchen der Fa. Rehwaldt, dem 1.Preisträger des Wettbewerbs. Z.B. schreiben Sie zum Umgang mit der historischen Treppe: 'Andere Landschaftsarchitekten wollten die Treppe weghaben, Rehwaldt wollte sie erhalten. Nun, das mag er gewollt haben, das Ergebnis sieht anders aus. Geblieben ist eine in ihrer historischen Dimension zerstörte Treppe, eben mal um ein Viertel der Breite verkleinert und durch angeklotzen Beton wieder aufgefüllt, keine sehr 'dezente' Lösung, wie ich finde. Und da die neuen Beton-Stufen - von unten nach oben verlegt - im oberen Abschluß nicht recht paßten, wurde schnell auch noch die obere alte Abschlußplatte zurechtgesägt. Den 2. WK mit der Zertrümmerung des ULAP hatte die Treppe bis auf das weitgehend zerstörte Geländer unbeschädigt überstanden, die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Rehwaldt leider nicht.
Übrigens ist Ihre Behauptung falsch, andere Bewerber wären mit der Treppe noch radikaler umgegangen. Der 2. Preisträger des Wettbewerbs wollte die Treppe bestehen lassen wie sie war, 9,25 breit. Im Abstand von 2-3 Metern plante er auf der östlichen Seite eine neue kleine Treppe, die den ungefährdeten Zugang zum Gelände ermöglicht, aber das historische Baudenkmal nicht beeinträchtigt hätte.
Aber auch sonst kann kann der Umgang mit der Geschichte dieses Geländes nur als verwerflich bezeichnet werden. In einem heute nahe der Bahntrasse aufgestellten Schaukasten ist zu lesen: 'Von der ehemaligen Nutzung als Vergnügungspark und Ausstellungsgelände sind außer der alten Freitreppe keinerlei Spuren vorhanden'. Richtig, nun nicht mehr, muß man kritisch dazu anmerken! Nachdem bereits die in größeren Abschnitten noch vorhandene historische Mauer an der Begrenzung zur ehem. Güterbahn abgeräumt worden war, stießen die Arbeiter der beauftragten Baufirma Anfang Juli 2007 beim Abziehen des Geländes auf die knapp unter der Erdeoberfläche erhalten gebliebenen massiven Grundmauern des ehemaligen 40 Meter hohen Kuppelbaus. Auch die Grundmauer der östlich vom Haupteingang gelegenen Frontseite des ehem. Ausstellungspavillons schien auf der Länge von etwa 30 Metern noch gut erhalten. Derartige (vorhersehbaren!) Entdeckungen waren anscheinend im Projekt jedoch nicht 'eingeplant', man kann getrost behaupten, sie störten regelrecht, hätten zum Nachdenken und möglicherweise zu geringfügiger Planänderung geführt. Diese im Bestzustand erhaltenen Fundamente einen halben Meter aufgemauert, und der gelangweilte Besucher des jetzigen Parks hätte ein kleine Ahnung bekommen von der damaligen Dimension des Gebäudes und stünde heute nicht in einer völlig geschichtslosen Ödnis mit 30(!) wie vorübergehend abgestellt wirkenden, von Niemandem benutzen Bank-Elementen. Statt dessen wurden die gemauerten Fundamente in riesigen Blöcken herausgebrochen, Größe und Gewicht überstiegen zeitweise die Leistungsgrenzen der schweren Räumbagger, Wen hätte gestört, wenn sie im Boden geblieben wären?
Angeblich waren sie einem Drainage-Rohr aus Kunststoff 'im Wege'. So ein Pech aber auch ...
Mit besten Grüßen
J.R.
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