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■ BerlinalienAuf der Suche nach dem Image

Gäbe es ihn tatsächlich, den Berliner Bären, dann säße er wohl seit einigen Wochen in einer dunklen Ecke und litte still vor sich hin. Wie hat doch die Welt in allerletzter Zeit herzhaft über die Hauptstadt gelacht, mit welcher Häme wurden gar die Spreepolitiker und ihr Olympia- Flop in der bundesdeutschen Presse bedacht. Und nun auch noch das: Selbst die Korrektur des angeschlagenen Bildes droht zu scheitern. Dabei hatte sich die Tourismus GmbH, jene vom Senat und der Privatwirtschaft im April vergangenen Jahres neugeschaffenen Image- Institution, so richtig ins Zeug gelegt – zumindest, was die Ausgaben anging. Für 2,5 Millionen Mark wurde eine Anzeigenkampagne geschaltet. Sie hatte nur einen Nachteil: Außer den Initiatoren gefiel sie so recht niemandem in der Stadt, selbst die sonst so wohlgesonnene Springer-Presse mäkelte an ihr herum, und manch einer verstand sie gar nicht. Geworben wurde nämlich eigenartigerweise mit japanischen Motiven – für einen Herbsturlaub in Berlin. Doch schon nach wenigen Tagen war die Anzeigenserie so tot wie das Laub auf den Straßen. Der frischgebackene Geschäftsführer der Tourismus GmbH, Hanns Peter Nerger, mußte einsehen, daß in Berlin stärkere Winde wehen als in der Kurverwaltung von Lübeck, seinem vormaligen Arbeitgeber. Die Kampagne wurde nicht nur gestoppt, auch sämtliche Aktivitäten der GmbH bis zum Ende dieses Jahres auf Eis gelegt.

Die Tourismus GmbH bezieht den größten Teil ihrer Einkünfte aus einer seit August erhobenen Bettenabgabe bei den Beherbergungsunternehmen. Gegen sie laufen vor allem kleinere Hoteliers Sturm. Die Berliner Hotellerie hat sich darüber heillos zerstritten, der Präsident der Hotel- und Gaststätteninnung war zurückgetreten – Oppositionelle fanden sich schließlich im Verband mittelständischer Hotels (VmH) zusammen. Rund 100 Hotels und Pensionen wollen nun im November vor dem Verwaltungsgericht gegen die Zwangsabgabe klagen. Sollte ihnen das Gericht folgen, droht der Tourismus GmbH im kommenden Jahr möglicherweise das Aus. Rund sieben Millionen Mark an Einnahmen fielen weg – bei einem für 1994 vorgesehenen Etat von 13 Millionen Mark. Daß es mit der Zahlungsfreudigkeit der Berliner Hotels nicht zum besten steht, mußte Nerger in den den zwei Wochen, in denen er die Tourismus GmbH nun führt, erfahren: Ein Teil der Hotels zahle nur unter Vorbehalt, ein kleinerer Teil gar nicht, bedauert Nerger. Der Berliner Bär, so erzählen sich die renitenten Hoteliers, soll bei diesen Worte in seiner dunklen Ecke sogar ein wenig gegrinst haben. Severin Weiland

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