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■ BerlinalienMitgefühl

Manchmal verknüpft sich die Wirklichkeit auf der Leinwand mit der Realität des Kinosaals. Neulich im Delphi saß ein Mann mit wilden Haaren und zwei Plastiktüten mit Dosenbier bei mir. Ununterbrochen kommentierte er mit einer leicht verloren klingenden Stimme die Handlung des koreanischen Films. Als die Helden im Film eine schöne Fensteraussicht rühmten, sagte er ganz verloren teilnehmend: „Oh, wie schön!“ Als sich jemand eine Zigarette ansteckte, meinte er: „Ich möchte auch eine rauchen.“ Als es im Film lose um Geschlechtsproblematiken ging und ein Mann seiner Geliebten wütend vorwarf, immer noch mit ihrem Mann zu schlafen, sagte er: „Ja schlimm, wenn man nicht schlafen kann.“

Er war sozusagen ganz in den Film eingetaucht, indem er aktiv mitagierte. „20.000 – Junge, Junge“, flüsterte er besorgt, als sich jemand „20.000 Won“ leihen möchte; „Ten o'clock – ten o'clock ist immer gut!“, als sich zwei Leinwandbürger verabredeten.

Der Film meines Sitznachbarn unterschied sich ein bißchen von dem, der auf der Leinwand lief. Er war zum Beispiel überzeugt, in einem japanischen Film zu sein. Deshalb betonte er, daß japanische Ärzte ganz hervorragend seien oder daß japanische Frauen „an sich“ schön seien und „immer“ zwei Männer lieben würden. Angestrengt schwiegen die, die in seiner Nähe saßen, um ihn so vielleicht zum Schweigen zu bringen. Anstatt ihn zurechtzuweisen, wechselten manche die Plätze, um nicht in seinen Film hineingezogen zu werden, in dem sie irgendwie hätten agieren müssen.

Nach der Vorstellung wirkte er regelrecht erschüttert, als ich ihm sagte, daß der Film nicht in Tokio, sondern in Seoul gespielt habe. In dem Film war es um einen erfolglosen Schriftsteller gegangen. Vermutlich war er auch einer.dk

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