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■ BerlinalieWo ist Afrika?

Wer das schwarzafrikanische Kino auf der Berlinale sucht, wird so seine Mühe haben: Im Panorama finden sich zwei südafrikanische Filme („The Man Who Drove With Mandela“, die schwedische Ko-Produktion „Tala Med Mig Systrar“), und das Forum zeigt immerhin drei Produktionen sowie eine marokkanische Reihe. Im Wettbewerb allerdings gibt es keinen einzigen afrikanischen Film.

Eine vielleicht etwas karge Ausbeute für ein renommiertes Festival. Das denkt auch die Berliner Initiative „Camera Africa“, die sich seit zwei Jahren erklärtermaßen für die filmische Darstellung Afrikas einsetzt. Hauptkritikpunkte von „Camera Africa“: zuwenig afrikanische Filme im Programm, zu viele europäische Produktionen über Afrika statt afrikanische aus Afrika, das bloße Nachspielen afrikanischer Filme des Wagadugu-Festivals im „Haus der Kulturen“, das wie im letzten Jahr parallel zur Berlinale stattfindet. Ein Ziel der Initiative: die Einrichtung einer afrikanischen Festival- Sektion.

Das klingt gut, auch wenn das Forum die Kritik zurückweist. Man gäbe sich schon Mühe, afrikanische Filme zu finden, erklärt Christoph Terhechte vom Auswahlkomitee des Forums. Doch das Angebot geeigneter Produktionen angesichts der heiklen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen falle recht gering aus. Das afrikanische „Mainstream- Kino“ fände schließlich auf Video statt – der Anspruch des Forums wäre letztlich aber nur, „gute Filme zu zeigen“. Und da würde man eben auch Produktionen wie „Divine Carcass“ aus dem letzten Jahr auswählen, ob es sich dabei um eine rein afrikanische oder eine belgische Ko- Produktion handele oder nicht.

„Wir lassen uns nicht erpressen“, sagt Terhechte in Hinblick auf die „Camera Africa“-Proteste. Man hätte sich nichts vorzuwerfen: „La Vie Sur Terre“ sei schon in Cannes gelaufen und gegen jedes interne Reglement ins Forum-Programm gekommen. Und der jetzt gezeigte „La Petite Vendeuse Du Soleil“ sei eigentlich schon letztes Jahr geplant gewesen. Die schwere Krankheit des Filmemachers Djibril Diop Mambety hätte eine rechtzeitige Fertigstellung aber verhindert. So läuft Mambetys Film jetzt posthum – Mambety verstarb leider vor wenigen Monaten.

Außerdem hätte man „Camera Africa“ längst eingeladen, an der Auswahl afrikanischer Produktionen teilzunehmen. Ein Angebot, das Evan Russell, Sprecher und Gründungsmitglied der Initiative, „nicht so verstanden“ hat. „Ich würde mich freuen, wenn das so laufen würde“, meint Russell. Man wolle schließlich keinen Konflikt „herbeireden“; eine Zusammenarbeit mit dem Forum sei vorstellbar.

Wenn man die offensichtlichen Mißverständnisse ausräumt und „Camera Africa“ auch Mitarbeit einräumt, profitiert der afrikanische Film auf der Berlinale möglicherweise wirklich davon. Nur: Um die Filmindustrie Afrikas auf die Beine zu bringen, braucht es etwas mehr als Absichtserklärungen und Unmutsäußerungen. Verstärkte europäische oder amerikanische Ko-Produktionen mit afrikanischen FilmemacherInnen könnten eine Lösung sein. Doch wo bleibt das Geld? Thomas Klein

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