Wie höflich er ist. Bevor Johnny Ortiz ansetzt, die erste Frage zu beantworten, bedankt er sich bei den Journalisten auf der Pressekonferenz. Er posiert mit seinen Kollegen auf dem Podium, lächelt in die Kameras. Unaufgeregt wirkt der 19-Jährige.
Dabei hätte er allen Grund zur Nervosität. Immerhin hat er in Rafi Pitts neuem Film „Soy Nero“ seine erste Hauptrolle – und landet damit gleich im Wettbewerb der Berlinale. Ortiz spielt darin den jungen Mexikaner Nero, dessen größter Wunsch es ist, US-Bürger zu werden. Wie man das anstellt? Zum Beispiel Greencard-Soldat werden. Ein Thema, das Ortiz sichtlich bewegt: „Meine Familie ist selbst migriert in die USA. Es ist unglaublich, dass es Greencard-Soldaten gibt, die das Kanonenfutter für das US-Militär sind und dann abgeschoben werden.“
Im Film trifft Nero fast ausschließlich verrückte US-Amerikaner. Komisch findet er das nicht. „Jeder macht doch verrückte Dinge, ich auch. Ich singe unter der Dusche, das ist auch verrückt. Und das ist es, was der Film zeigt, deshalb liebe ich ihn so.“ Ortiz wirkt enthusiastisch.
Ortiz ist US-Amerikaner mit guatemaltekischen und mexikanischen Wurzeln. „Bevor ich Schauspieler wurde, war ich in Gangs und im Gefängnis“, erzählt er. Mit 12 Jahren habe er beschlossen, etwas aus seinem Leben zu machen – er nahm Schauspielunterricht, der an der Schule angeboten wurde. Mit 14 spielte er in einem Werbespot für Chicken Wings, es folgten Kurzfilme und kleineren Independent-Filme.
Berlinale 2016
Der „Goldene Bär für den besten Film“ ging an „Fuocoammare“. Der Preis ist ist die höchste Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. „Fuocoammare“ hält das Leben der Menschen auf Lampedusa fest. Er wurde erstmals am 13. Februar im Wettbewerb der Berlinale gezeigt.
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Blitzlichtgewitter, ein selbstfahrendes Auto und jede Menge Stars – das war die Berlinale 2016. Am Sonntag geht sie zu Ende.
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Silberne Bären bekamen Majd Mastoura als „Bester Darsteller“ in „Inhebbek Hedi“ und Trine Dyrholm als „Beste Darstellerin“ in „Kollektivet“ (v.l.). Außerdem erhielt Danis Tanovic den „Silbernen Bären Großer Preis der Jury“ für seinen Film „Smrt u Sarajevu“. Der „Silberne Bär Alfred-Bauer-Preis“ ging an den Film „Hele Sa Hiwagang Hapis“ von Lav Diaz.
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Preisträgerin Mia Hansen-Love ist glücklich über ihren Silbernen Bären für die beste Regie von „L'avenir“. Auch Tomasz Wasilewski erhielt einen für das Beste Drehbuch von „United States of Love“. Auch Mark Lee Ping-Bing konnte sich glücklich schätzen: Er erhielt einen „Silbernen Bären für eine Herausragende Künstlerische Leistung“ in „Crosscurrent“.
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Kameramann Michael Ballhaus hat den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk bekommen. Sein Markenzeichen: 360-Grad-Kamerafahrten. Bei der Preisverleihung wurde auch „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz gezeigt.
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Meryl Streep erhielt 2012 auch einen Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Die dreifache Oscar-Gewinnerin war in diesem Jahr die Präsidentin der internationalen Jury. Diese verleiht den Goldenen und den Silbernen Bären der Berlinale. Die US-Schauspielerin ist derzeit im Film „Suffragette“ zu sehen.
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Nur durch seine bloße Anwesenheit stach George Clooney bei der Eröffnung der Berlinale am 11. Februar hervor. Selfies mit Fans zu machen gehört zur Berlinale einfach dazu. Clooney spielt die Hauptrolle im Film „Hail, Caesar!“ und zeigte sich mit seiner Frau Amal Alamuddin auf dem Roten Teppich. Am 12. Februar sprach er mit Kanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingskrise.
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In „Hail, Caesar!“ mimt George Clooney den Hollywoodstar Baird Whitlock. Der Film von den Coen-Brüdern entführt den Zuschauer in eines der großen Filmstudios im Hollywood der frühen Fünfzigerjahre. 2011 eröffneten die Coens bereits mit „True Grit“ die Berlinale. „Hail, Caesar!“ ist seit dem 18. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.
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Der deutsche Filmstar Daniel Brühl erregte ebenfalls Aufsehen, als er zur Eröffnungsgala der Berlinale in einem selbstfahrenden Auto erschien. Zudem spielt er im Berlinale-Film „Alone in Berlin“ einen Kommissar, der die Herkunft von Anti-Hitler Postkarten aufdecken soll. Mit Emma Watson ist Brühl abseits der Berlinale auch im Kinofilm „Colonia Dignidad“ zu sehen.
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Der Künstler Ai Weiwei hat am 13. Februar das Berliner Konzerthaus mit Rettungswesten von der griechischen Insel Lesbos einkleiden lassen. Damit will er auf die Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht nach Europa ertrunken sind, aufmerksam machen. Ai Weiwei ist Ehrenpräsident des „Cinema for Peace“, das zeitgleich zur Berlinale stattfand.
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Der einzige deutsche Film im Wettbewerb heißt „24 Wochen“. Was macht ein Paar, bei dessen ungeborenem Kind Trisomie 21 diagnostiziert wird?
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Außerdem war im Wettbewerb: der Film „Chang Jiang Tu“. Kapitän Gao Chun fährt mit seinem Frachter auf dem chinesischen Jangtse flussaufwärts. Er soll die Seele seines verstorbenen Vaters befreien und ist gleichzeitig auf der Suche nach der großen Liebe. Der Film ist am 21. Februar im Haus der Berliner Festspiele zu sehen.
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Johnny Oritz ist erst 19 Jahre alt und hat bereits seine erste Hauptrolle im Film „Soy Nero“, der im Wettbewerb gezeigt wurde. Darin verkörpert er den mexikanischen Jungen Nero, der US-Bürger werden will. Oritz hat eine besondere Verbindung zum Thema: Seine Familie ist auch in die USA migriert.
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Der Schauspieler Gérard Depardieu bewarb am Freitag „Saint Amour“. Der Film gewann keinen Bären, er lief außer Konkurrenz.
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Im vergangenen Jahr spielte Ortiz eine Nebenrolle an der Seite von Kevin Costner im Sportdrama „McFarland“. Seit Kurzem ist er in der ABC-Serie „American Crime“ zu sehen – dem neuen Projekt von John Ridley, der für sein Drehbuch von „12 Years a Slave“ 2014 den Oscar gewann, dreht sich um Rassendiskriminierung und das US-Justizsystem. Auch so ein politisches Thema.
„Als Latino bin ich Teil einer Minderheit, auf die andere herabschauen, in allen möglichen Bereichen der US-amerikanischen Gesellschaft“, sagt Ortiz auf der Pressekonferenz. Besonders in Hollywood hätten es Latinos schwer, es gebe kaum Rollen für sie. Und weil ein Journalist zuvor eine Frage zu Donald Trump gestellt hatte, ergänzt Ortiz kämpferisch. „Ach übrigens: Donald Trump, du kannst dich ficken.“ Ein schönes Schlusswort.
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