Berlinale Staralbum - Shah Rukh Khan: Der Buhmann der Extremisten
Shah Rukh Khan kennt man aus Bollywood-Schmonzetten, nun zeigt der Star seine ernste Seite. In "Mein Name ist Khan" spielt er einen Autisten in New York nach 9/11.
So politisch wie heute war Bollywoods berühmtester Schauspieler noch nie. Shah Rukh Khan (SRK) kommt gerade im richtigen Moment auf die Berlinale: Er kann nicht nur seinen neuen Film "Mein Name ist Khan" (MNIK) zeigen, er kann auch zeigen, wofür er steht. Vorbei die Zeit, in der Indiens Superstar sein Publikum in Bollywood-Manier vor allem tänzerisch zu überzeugen suchte. Diesmal erlebt Berlin einen neuen, erwachsenen SRK.
Als Schauspieler, weil er in seinem neuen Film einen indischen Muslim spielt, einen in den USA lebenden Autisten, der dort nach den Attentaten vom 11. September 2001 versucht, sich Würde und Freundin zu retten. Und als öffentliche Figur, weil sich SRK gerade als Indiens wertvollster Verteidiger der Ideale Mahatma Gandhis profiliert. Er hat sich heftig mit den nationalistischen Hindu-Extremisten seiner Filmstadt Mumbai angelegt. Die wollen nun in 63 Kinos von Mumbai den Start von MNIK verhindern. Tausende Polizisten werden die Kinos bewachen, trotzdem wird das Schlimmste erwartet: Die Extremisten seien in der Lage, 10.000 Leute zu schicken, um Steine auf die Kinogänger zu werfen.
Der Streit begann, als SRK, selbst Besitzer einer Kricketmannschaft, vor kurzem forderte, auch pakistanische Spieler in der indischen Profi-Kricketliga spielen zu lassen. Die Regierung hatte davon nach den von Pakistanis verübten Mumbai-Attentaten vom 26. November 2008 inoffiziell abgeraten. SRKs Forderung machte ihn zum Buhmann der Extremisten. Die haben schon manche Schlacht gegen Bollywood geschlagen, ihre Führer sind es aber gewohnt, dass Regisseure und Schauspieler sich entschuldigen. Das jedoch verweigerte SRK: "Ich habe nichts Falsches gesagt." Damit stellt SRK auch den indischen Rechtsstaat auf die Probe: Schafft er es, seine Bürger frei ins Kino gehen zu lassen? SRK aber steht damit für seine Identität als Muslim und Befürworter religiöser Toleranz ein. Seine Frau ist Hinduistin, seine Kinder werden in beiden Religionen erzogen. "Ich bin ein Botschafter des Islam", hat SRK mal gesagt. Jetzt riskiert er dafür nicht nur private Millionen, die er in MNIK investierte. Wenn sein Film in Mumbai Gewalt auslöst, ist er für ewig in die Politik verstrickt.
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