: Berlin will Müllfolgen zahlen
■ Umweltsenator verspricht Müllgemeinde Ketzin, »bei Problemen zu helfen«
Ketzin. Umweltsenator Volker Hassemer trieb es gestern nach Ketzin. Die dortige Bürgerinitiative hatten aufgrund der Probleme mit der Mülldeponie, auf die seit Jahrzehnten westdeutscher und Berliner Müll gekarrt wird, eine Bürgerversammlung einberufen. Die Ketziner sorgen sich vor allem um die Qualität ihres Trinkwassers und ihre Gesundheit. Hassemer wollte mit seinem Besuch den Bürgern der Müllgemeinde zeigen, daß sie mit ihren Umweltproblemen nicht alleine gelassen würden. »Wir sind die Verursacher, unser Müll liegt auf Ihrer Deponie«, erklärte der CDU-Senator. Berlin lasse sich verpflichten, »bei diesem immensen Problem mitzuhelfen«. Der Besucher aus Berlin wollte die versprochene Hilfe allerdings nicht in Mark ausdrücken. Marlies Oettel von der BI bemängelte, daß aber gerade Geld für die Deponie-Sanierung sowie für eine Trinkwasser- und Abwasserleitung fehle.
Auf der Versammlung im Jugendclub Druschba stellte sich heraus, daß entgegen den Versprechungen der Landesregierung nicht nur Hausmüll, sondern offenbar noch immer gefährlicher Sondermüll in Ketzin verscharrt wird. Ein Anwohner hatte kürzlich blaue, aufgeplatzte Säcke auf dem Gelände entdeckt, in denen Asbestabfälle gewesen seien. Weiterhin würde die Spree-Metropole Rückstände zur Deponie bringen, die beim Reinigen kontaminierter Böden anfallen, berichtete Hartwig Berger von der Berliner AL. Unter anderem sei dies Ölschlamm. Umweltsenator Hassemer konnte zwar verkünden, daß Rückstände aus der Rauchgasreinigung der Müllverbrennungsanlage in Ruhleben demnächst in Westdeutschland weiterverarbeitet würden. Hochbelastete Filterstäube müßten aber wie früher auf die Deponie.
Marlies Oettel forderte auf der gestrigen Versammlung unter anderem, daß entweder die Landesregierung oder Berlin ein unabhängiges Institut bezahle, das die Lieferungen auf die Deponie untersucht. Zur Zeit wisse immer noch niemand, welche Giftstoffe der abgeladene Müll enthalte. Der aus Potsdam angereiste Umweltminister Matthias Platzek (Bündnis '90) ging auf die Forderung nicht ein. Es sei nicht genügend Geld vorhanden. diak
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