: Berlin-SPD: eine sanfte Vereinigung?
■ Berlins Sozis vereinigen sich schon an diesem Wochenende — eine Woche vor der Gesamtpartei
Berlin. Die beiden Berliner SPD- Landesverbände werden sich am Samstag auf einem Parteitag wieder zu einem gemeinsamen Verband zusammenschließen. Diesen Schritt eine Woche vor der Vereinigung der Gesamtpartei begründete der Ost- Parteivorsitzende Wolfgang Thierse gestern als »rechtens aus historischem Grund«. Erst durch den Bau der Mauer 1961 wurden die damals acht Kreisverbände in Ost-Berlin gezwungen, sich aufzulösen. Die Sozialdemokraten in der DDR wurden bereits 1946 mit der KPD zur SED zwangsvereinigt. Thierse unterstrich, daß in Berlin die Verschmelzung beider Teile Deutschlands am schnellsten vorangehe. An diesem Prozeß müsse sich die SPD beteiligen. Das Zusammenwachsen der Partei sei ein Modell für den Einigungsparteitag der Bundespartei Ende September. »In Berlin haben wir aufgrund ähnlicher Größenordnungen bei den Kreisverbänden die günstigsten Chancen für ein gleichberechtigtes Zusammenkommen«, meinte der Ost-Vorsitzer.
Wie Thierse weiter sagte, habe die SPD-Ost den generellen Wunsch, von der riesigen Partei im Westen »nicht erschlagen zu werden« und eigene Interessen durchsetzen zu können. Während die SPD in der BRD beinahe eine Million Mitglieder aufweist, zählen die Sozialdemokraten im Osten Deutschlands nur 35.000 eingetragene Mitglieder.
In den Vorstand der Gesamtberliner SPD sollen nach der vereinbarten Quotierung außerdem vier Stellvertreter und zehn Beisitzer aus den westlichen Parteiverbänden sowie zwei Stellvertreter und sechs Beisitzer aus Ost-Berlin gewählt werden. Über ein gemeinsames Wahlprogramm der SPD für die Berlin-Wahl am 2. Dezember soll bei einem Sonderparteitag am 13. Oktober beraten werden.
Anne-Kathrin Pauk, Vorsitzende des Ostberliner Landesverbandes, informierte, daß zu den 26.000 Westberliner Sozialdemokraten rund 3.000 aus dem Ostteil der Stadt kommen. Um weitere Mitglieder vor allem unter Arbeitern und Angestellten werde sich bemüht. Von der Berliner Vereinigung erwartet der Geschäftsführende Landesvorsitzende der West-SPD, Hans-Georg Lorenz, einen positiven Impuls insgesamt für das Zusammengehen der Sozialdemokraten in Deutschland. dpa
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