Berlin-Marathon am Sonntag: Unterwegs auf der blauen Linie
Wenn binnen weniger Stunden Zehntausende aus 160 Nationen 42 Kilometer durch die Stadt laufen, ist das keine Völkerwanderung, sondern großer Sport.

N a, auch schon über jene blaue Linie gewundert, die gerade durch die Stadt verläuft? In der an Steglitz grenzenden Lentzeallee genauso wie an den Yorkbrücken in Kreuzberg oder am Potsdamer Platz? Es ist die Wegführung und zugleich die Ideallinie, wenn am Sonntag wieder Zehntausende beim Marathon 42,195 Kilometer durch Berlin laufen und noch viel mehr Menschen ihnen am Straßenrand zujubeln werden.
Rund 160 Nationen, so die Teilnehmerstatistik, sind bei dem Rennen vertreten. Das ist kein Zufall: Die flache Berliner Strecke gilt als eine der schnellsten der Welt – und die Stadt selbst ist ohnehin Touristenmagnet. Dass dabei die USA die größte Gruppe stellen, ist keine große Überraschung – schließlich habe die auch gut 340 Millionen Einwohner. Proportional viel stärker vertreten ist eine viel kleinere Nation: Aus Dänemark, Nummer zehn im Länderranking, kamen 2024 fast 1.100 Meldungen – bei nur rund 6 Millionen Einwohnern.
Die rot-weißen Landesfarben sind an der Strecke unübersehbar. Am Fernradweg Berlin–Kopenhagen dürfte das nicht liegen: Hunderte von Kilometern zum Wettkampf anzuradeln, ist nicht ratsam, zumindest, wenn nach den knapp 42 Lauf-Kilometern eine neue Bestzeit rauskommen soll. Beine hochlegen und maximal ein bisschen joggen, steht dazu für die letzte Woche vor dem Start in vielen Trainingsplänen.
Der vor zwei Wochen 90 Jahre alt gewordene Schauspieler Dieter Hallervorden, von viel zu vielen auf seine Rollen in der vor Jahrzehnten ausgelaufenen TV-Serie „Nonstop Nonsens“ beschränkt, hat in seinem vielleicht schönsten Film 2013 einen Marathonläufer gespielt. Ein Liebesfilm, ein Film über das Altern und Trauern – und zugleich ein Sportfilm über jemanden, der es – ganz klassisch against all odds – noch mal schaffen will.
Marathon-Film mit Dieter Hallervorden
Auf der blauen Linie ist Hallvervordens Filmcharakter Paul dabei allerdings nicht unterwegs: In „Sein letztes Rennen“ endet der Marathon nicht 300 Meter westlich des Brandenburger Tores, sondern im Olympiastadion. Dort mündet im wirklichen Leben zwar auch ein bekannter Lauf im Berliner-Sportkalender – aber eben nicht der Marathon, sondern der 25-Km-Lauf.
Das ist der kürzere, 1981 gestartete und damit gegenüber dem Marathon vier Monate ältere Citylauf – die längere Distanz verlief von 1974 bis 1981 im Grundwald und wechselte erst dann in die Innenstadt. Dänen waren natürlich auch dabei, und wie beim Marathon 1984 gab es 2021 auch dort einen dänischen Sieger. Aus den so viel größeren USA hat bei den Rennen übrigens noch niemand gewonnen.
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