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Berichte eines US–Folter–Studenten

■ Gerichtsaussagen eines honduranischen Offiziers: USA führend in der Schulung von Folterungs–Spezialisten für die lateinamerikanischen Satellitenländer

San Jose (afp) - Ein ehemaliger honduranischer Offizier hat zugegeben, als Mitglied eines militärischen Sondereinsatzkommandos an der Entführung von Oppositionellen beteiligt gewesen zu sein. Die Truppe unter dem Namen „Bataillon 316“ sei direkt dem Generalstab der Armee unterstellt gewesen, enthüllte Florencio Caballero am Dienstag im Prozeß gegen sein Land vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte in Costa Ricas Hauptstadt San Jose. Das Geheimkommando sei Anfang 1981 unter dem damaligen Armeechef Gustavo Alvarez gebildet worden, berichtete Caballero, der in dieser Zeit eine Liste mit den Namen von 150 Entführungsopfern gesehen haben will. Er selbst habe im Februar 1984 seinen Abschied aus den Streitkräften genommen und sei anderthalb Jahre später nach Kanada geflohen, nachdem seine ehemaligen Kameraden einen Anschlag auf ihn verübt hätten. In der Einsatzgruppe, auch bekannt unter dem Namen „Schwad ron des Todes“, habe es Spezialisten für Entführungen und Folterungen gegeben sowie vier Männer, deren Aufgabe es gewesen sei, Gefangene zu ermorden. Das Bataillon habe angebliche Mitglieder „subversiver“ Linksgruppen und Waffenschmuggler verschleppen sollen und dabei auch mit der Polizei zusammengearbeitet. Er selbst sei in den Vereinigten Staaten und in seiner Heimat von Sicherheitsbeamten aus den USA, Argentinien und Chile zum Fachmann für psychologische Verhörtechniken ausgebildet worden, sagte Caballero. Die Folterspezialisten in seiner Einheit hätten mit Elektroschocks, Schlägen und Plastiktüten gearbeitet, mit denen sie ihre Opfer fast zum Ersticken brachten. Der Kommandeur des Bataillons habe sich regelmäßig mit Geheimdienstchef Juan Grijalbo getroffen, um die nächsten Entführungen zu planen. Dem Greifkommando habe auch der Bruder des gegenwärtigen honduranischen Armeechefs Humberto Regalado angehört. Einige Gebäude, die von den Todesschwadronen als Geheimgefängnisse genutzt worden seien, hätten hohen Offizieren gehört, berichtete Caballero. In dem von der Menschenrechtskommission der „Organisation Amerikanischer Staaten“ (OAS) angestrengten Verfahren in San Jose soll sich Honduras für das Schicksal von drei Männern und einer Frau verantworten, die in den Jahren 1981 und 1982 verschwunden sind. Es ist der erste Prozeß vor dem Menschenrechtshof gegen einen Staat.

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