Benno Schirrmeister über Ralph Saxes Abgang: Im richtigen Moment
Für einen unfreiwilligen Rücktritt gibt es keinen guten Moment – wohl aber den richtigen: Den immerhin hat Ralph Saxe nun gefunden.
Dass Saxe nach fünf Jahren den nicht eben vergnügungssteuerpflichtigen Dienst als einer von zweien Landes-Vorstandssprecher*innen – so nennen die Grünen ihre Chefs – quittiert, kommt gerade noch rechtzeitig, damit sich vor der Bürgerschaftswahl ein kompetenter Nachfolger einarbeiten kann. Es kommt zu spät, um als beleidigte Reaktion auf die Klatsche missdeutet zu werden, die sich der aktuelle Vorstand dafür abgeholt hat, dass er intern seine Idee nicht ausreichend kommuniziert hatte, mit einem Spitzen-Trio aus Karo Linnert, Maike Schaefer und Anja Stahmann in den Wahlkampf zu ziehen. Und schließlich kommt es zu früh, um als Reaktion aufs Schadensbegrenzungsmanöver der Urwahl zu gelten, von der niemand sagen kann, wie sie ausgeht.
In eine tiefe Krise stürzt Saxe seine Partei also nicht. Und nüchtern betrachtet kann sich sein Abgang sogar als Chance erweisen. Denn Saxe, der mit großer Begeisterung für seine Themen, für Verkehrswende und Klimapolitik, streiten kann, hat sich als großer Stratege in seiner Amtszeit nicht beweisen können; als Machtpolitiker ist er nicht aufgefallen. Das ist menschlich sympathisch, aber für einen Parteichef ein Defizit: Denn nur das gemeinsame Spiel um Macht ermöglicht, die divergierenden Interessen der Mitglieder zu bündeln.
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