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Benjamin Moldenhauer Popmusik und EigensinnOrdnen und Klarstellen

Metal ist gut, weil er die Dinge ordnet und klarstellt. Kein Genre kennt so viele entzückende Subgenres, kein Genre, vom Jazz einmal abgesehen, ist so fein ausdifferenziert und so erneuerungsfähig bei gleichzeitigem, von Herzen kommendem Konservatismus. Vor allem auch: Keine Musik schlingert so gelöst zwischen einsamer Größe und erhabenem Quatsch.

Auf die Thesen folgt die Empirie: Im Schlachthof finden sich am Samstagabend sechs Bands zum Arkham-Advertiser-Fest ein. Im Schnelldurchgang: Fvneral Fvkk klingen wie aufgedrehte St. Vitus, agieren also immer noch standesgemäß langsam und mit Wucht. Doomas latschen im Video zu „Forlorn“ in schwarzen Kutten durch den Wald und sauen mit Blut und teerartigem Gesuppe herum; während der Sänger röchelt. Auch sehr gut.

Eine weitere schöne Widersprüchlichkeit: Wie froh der depressive Gestus von stilsicherer Dreschflegelmusik einen stimmen kann. Ophis gehen es ähnlich an wie Doomas, ziehen die Bremse aber noch ein bisschen doller an. Ctulu kommen aus Delmenhorst und spielen, was eigentlich jeder Sohn dieser Stadt tun sollte: eskapistischen Black Metal. Mit deutschen Texten, die von H.P. ­Lovecraft inspiriert sein sollen („Unsere Texte orientieren sich an der Thematik Chthulus“) und die man, vielleicht zum Glück, akustisch nicht wirklich nachvollziehen kann. Der meiste Metal in Deutschland kommt vom Land, Damnation Defaced zum Beispiel aus Celle, und die Stücke heißen „Warlord“ oder „Born in Blood“. Damnation Defaced machen bewusst abgestumpften Death Metal, ohne da eine irgendwie innovative Nuance setzen zu müssen.

Nocte Obducta schließlich spielen mit Unterbrechungen bereits seit fast 25 Jahren Black Metal ohne den blödsinnigen Überbau, den das Genre seit Ewigkeiten schon mit sich herumschleppt. Die aktuelle Platte heißt „Totholz (ein Raunen aus dem Klammwald)“, die davor „Verderbnis (Der Schnitter kratzt an jeder Tür)“. Und das stimmt ja auch, wie das meiste stimmt, was man vom Metal lernen kann. Der Schnitter kratzt an jeder Tür. Wer die Zeit bis dahin röchelnd auf oder kopfnickend vor den Bühnen kleiner und größerer Konzertsäle durchbringt, dessen Existenz wird die schlechteste nicht gewesen sein. Das soll genügen, mehr kann man nicht erwarten.

Arkham-Advertiser-Fest: Sa, 10. 2., 18 Uhr, Schlachthof/Magazinkeller

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