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Bella Italia

betr.: „Bei Stress langsam und vorsichtig trinken“ von Dieter Baumann, taz vom 11. 4. 02

Der Artikel scheint mir eine Mischung von Aussagen, die teils von einem Berlusconi-Anhänger, teils von einem Rimini-Massenurlauber kommen könnten. Es ist die Rede von einem Land von Benzinzapfern, die ihr politisches Schicksal passiv akzeptieren, ohne sich zu wehren und – was noch schlimmer ist – ohne sich dabei Gedanken zu machen. Nicht berücksichtigt werden die täglichen Demonstrationen gegen das politische Programm der Berlusconi-Regierung auf dem Gebiet der Justizverwaltung, der Ausbildung und Forschung, der Informations- und Arbeitspolitik. Demonstrationen, die von politischen Parteien und Gewerkschaften, aber auch oft von Bürgern, Kulturvereinen und Berufsverbänden spontan organisiert werden. Aus dieser einmaligen Phase der italienischen Demokratie wird von Baumann nur eines wahrgenommen: dass am 23. März eine Million Menschen demonstriert haben. Eine Million: genau die Zahl, die Berlusconi angibt, um eine Initiative zu verharmlosen, die zwei bis drei Millionen Menschen nach Rom unter die roten Flaggen der CGIL angezogen hat. Dies sieht Baumann aber nicht. Er ist vielleicht viel zu viel damit beschäftigt, sich vor den bösen Benzinzapfern zu schützen.

ALESSANDRO SOMMA, Frankfurt/Main

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