■ Störzeile: Beispiellos
Puh. Endlich dürfen Hamburgs BürgerInnen aufatmen. Unsere Stadt ist ein gutes Stückchen sicherer geworden. Die Hafenstraße ist – so scheint es – kein Terroristennest, nicht einmal eine Brutstätte von Gewalt und staatsgefährdender umstürzlerischer Umtriebe. Nein, so lautet die bahnbrechende Erkenntnis: Die Hafenstraße wimmelt nur so von genossenschafts-kompatiblen und vertrauenswürdigen Sozialmietern.
In einem beispiellosen Kraftakt ist es unser aller Senat gelungen, nach vierzehn langen Jahren das drängendste Problem dieser Stadt nicht nur anzupacken, sondern auch zu lösen. Dafür gebührt ihm, gerade und vor allem in diesen Zeiten der Politikverdrossenheit, Lob und Hudel über die Maßen.
Genauso wie der zwar nicht satten, aber eben doch Mehrheit jener, die sich der Mühsal unterziehen, feierabends das Volk zu vertreten. Denn selbst ein nicht unbeträchtlicher Teil der Opposition – die doch sonst aus Prinzip gegen alles und jedes ist, was die Regierung möchte, sogar dann, wenn es etwas Vernünftiges sein sollte – konnte sich in diesem Fall der Wucht der senatlichen Argumentation nicht entziehen.
Und so war denn gestern ein ganz, ganz breites und buntes Bündnis von rot über grün bis grau willens, nichts weniger als Wegweisendes zu leisten. Um Frieden über die Stadt zu bringen, ein städtebauliches Filetstück dem Zugriff gieriger Spekulanten zu entziehen, mehr als zwei Millionen Mark fürs schwindsüchtige Stadtsäckel zu akquirieren und unzählige weitere Millionen für künftig unnötige Polizeieinsätze einzusparen.
Es grenzt ans Unfaßbare.
Sven-Michael Veit
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