■ Mit der Ökobankbilanz auf du und du: Beiräte als Herzstück
Frankfurt/Main (taz) – Seit dem Fronleichnamstag liegt die Bilanz 1994 des etwas anderen Kreditinstituts in der Bankenmetropole Frankfurt vor. Ganz zufrieden sind sie nicht, die ÖkobankerInnen: Die Bilanzsumme von 205,03 Millionen DM hinkt exakt 6,4 Prozent hinter den optimistischen Prognosen der Vorstandsmitglieder Marion Amelung und Oliver Förster her.
Doch dafür wuchs das Kreditvolumen – bislang die Achillesverse bei der Bilanzierung – überproportional um 35 Prozent. Dabei mußte die Ökobank keine erhöhten Risiken bei der Kreditvergabe eingehen, versicherte Jutta Gelbrich, Pressesprecherin und Marketingleiterin den Aufsichtsratsmitgliedern und EinlegerInnen.
Unterm Strich hat die Ökobank 1994 einen Jahresüberschuß von 259.000 DM erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es erst 186.000 DM gewesen.
Das Plus könnte sich durchaus sehen lassen, wenn da nicht immer noch ein Verlustvortrag aus den Gründertagen der Bank von rund dreieinhalb Millionen DM negativ zu Buche schlagen würde. Und deshalb steht ganz unterm Strich ein Bilanzverlust von 3.296.236,56 DM. Das sind immerhin schon knapp 260.000 DM weniger als im Vorjahr, denn der Jahresüberschuß wurde komplett zur Reduzierung des Verlustvortrages verwendet.
Sollte der Verlustvortrag auch in den kommenden Jahren in dieser Größenordnung abgebaut werden können, wäre die Ökobank im Jahre 2006 „schuldenfrei“.
Nach den Vorstellungen des Vorstandes soll es aber (noch) schneller gehen. Denn nach den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres erwarten die ÖkobankerInnen für 1995 ein Bilanzsummenwachstum von 10,5 Prozent (1994: 6,4 Prozent). Mit zu dem prognostizierten „Superergebnis“ beitragen soll der ökologische Investmentfonds der Bank, der im vergangenen Jahr auf dem Markt der „grünen“ Anlagen plaziert wurde. Zur Bilanzsumme 1994 steuerte die mit einem Eigenkapitalanteil von 68.000 DM ausgestattete 100prozentige Ökobanktochter Ökonsult allerdings nur schlappe 21.000 DM bei, so daß auf die Eigenbilanzierung von Ökonsult verzichtet werden konnte.
Weil es an der Bankbasis ohnehin viel Kritik am Einstieg in das Fondsgeschäft gab, legt der Vorstand heute großen Wert auf die Feststellung, daß die Ökobank deshalb noch lange keine Bank wie jede andere geworden sei. Die Beiräte seien das „Herzstück der Bank“ – und Beleg für einen völlig anderen Umgang mit der Macht. Bank und Beiräte als voneinander unabhängige Instanzen würden auch weiter über die Vergabe von Förderkrediten entscheiden. Das sei den GründerInnen der Bank wichtig gewesen. „Und das ist den ÖkobankerInnen heute noch genauso wichtig“, beteuert Jutta Gelbrich. Klaus-Peter Klingelschmitt
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