Berliner Szenen: Beim Sex-Talk
Im Freudenfluss
Ich bin mit einer Freundin auf einer Veranstaltung, das Thema ist „Weibliche* Ejakulation“. Freudenfluss nennen es die sexpositiven Feministinnen auch. Knapp 20 Frauen sitzen in der Runde, zwei Männer sind auch dabei. Die Referentin zeigt uns auf einem Flatscreen große 3-D-Bilder von der Klitoris und der Prostata, die um die Harnröhre herumliegt. Eine Prostata haben Frauen genauso wie Männer. Hier befinden sich Drüsen, die, wenn die Klitoris erregt wird, das Ejakulat produzieren, das sich dann nach außen oder in die Blase entleeren kann. Von den Drüsen führen kleine Gänge nach vorne zur Vulva und nach hinten in die Blase. Nachdem uns die Referentin die Anatomie erklärt hat, wollen wir natürlich praktische Tipps. „Und wie geht das jetzt, ejakulieren?“, fragt eine. Da gibt es nicht das eine Rezept, wird uns gesagt, denn jede ist anders.
Jedoch, wenn du beim Sex das Gefühl hast, pinkeln zu müssen, dann musst du in der Regel nicht pinkeln, sondern ejakulieren. Laut der Referentin kann man beim Sex gar nicht pinkeln, weil die geschwollene Prostata die Harnröhre zusammenpresst. Also entspannt euch und unterdrückt es nicht, dann kann es rausspritzen, so die schöne Erklärung. „Und woher weiß ich, dass ich nicht doch pinkeln muss?“ – „Vielleicht erst mal unter der Dusche ausprobieren“, schlägt eine vor.
Zwei, drei Frauen erzählen von ihren Erfahrungen mit dem Freudenfluss. Super findet es die eine, es fühle sich an, als würde man so richtig loslassen. Die andere ist eher genervt von der nassen Matratze.
Bei der nächsten Gelegenheit will meine Freundin ihren Freund über die ganze Sache aufklären. Ein paar Tage später frage ich nach, was er gesagt hat. „Ja mach doch, kein Problem“, habe er geantwortet. Na, ob da was in Fluss kommt, bei so einer trockenen Antwort?
Uta Chotjewitz
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