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Bei „grünen“ Aktien rollt die Krone

„Umweltfreundlicher“ Investmentfonds bringt in Norwegen Rekordrendite / Als umweltfreundlich gelten auch Umwelttechnologie erzeugende Dreckschleudern / Die Beteiligungen sind weltweit gestreut  ■  Aus Bergen Reinhard Wolff

Ein „grüner“ Aktienfonds ist es, der im ersten Quartal dieses Jahres die höchste Rendite aller skandinavischen Investmentfonds erzielen konnte: stolze 10,4 Prozent. Ein Ergebnis, noch bemerkenswerter vor dem Hintergrund der Minuszahlen der Börsen in diesem Zeitraum - New York: minus 3,1; Tokio: minus 23,7; Durchschnitt aller Börsen: minus 16 Prozent.

Carlos Joly, der Finanzmann hinter dem Aktienfonds „Miljö -Invest A/S“ lernte sein Handwerk in den USA, bevor er sich mit seiner norwegischen Frau in deren Heimat niederließ. „Man kann mich gerne einen 'grünen Kapitalisten‘ nennen. Es muß nämlich nicht unbedingt etwas mit Ethik oder Moral zu tun haben, in Umweltaktien zu investieren. Nein, sie werfen ganz einfach den besten Gewinn ab. Es ist erst ein Anfang gemacht, in den nächsten Jahren wird diese Tendenz noch viel deutlicher hervortreten.“

Die Idee zu dem „grünen“ Fonds ist Carlos Joly angesichts des Erfolges gekommen, den „ethisches Investment“ in den USA hat. In diesem seit dem Vietnamkrieg wachsenden Anlagemarkt werden derzeit jährlich 250 Milliarden Dollar umgesetzt.

Die Gruppe der Firmen, auf die „Miljö-Invest“ setzt, ist enger als bei den „ethischen“ Fonds. Anhand von drei Kriterien erfolgt die Entscheidung, ob die Unternehmen „Umweltprofil“ haben: Firmen, die Umwelttechnik herstellen oder auf „saubere“ Energiequellen setzen beziehungsweise sich mit Wiedergewinnung von Rohstoffen beschäftigen. Die Kriterien sind nicht unumstritten und haben unter Norwegens Umweltschützern auch Kritik erfahren.

So rechnet Miljö-Invest zwar die Atomenergie ausdrücklich nicht zu den „sauberen“ Energiequellen, wohl aber Naturgas. In der Praxis bedeutet dies, daß „Miljö-Invest“ in das englische Konsortium, das in der Nordsee Naturgas gewinnt und vertreibt, investiert hat, nicht aber in die schwedische Umwelttechnik-Firma Fläkt, weil dieser ein Teil des AKW produzierenden ABB-Konzerns ist.

Daß bei der Auswahl der Unternehmen, die Umelttechnik produzieren, offensichtlich auch weniger auf die am wenigsten die Umwelt belastende Produktionstechnik geachtet wird, sondern eher auf die erhoffte Rendite, ist ein weiterer Kritikpunkt. Joly bestreitet dies nicht, hält es aber für nahezu unmöglich, bei jedem in Frage kommenden Unternehmen erst eine Umweltanalyse aller Produktionsstätten und Produktionsprozesse vorzunmehmen.

„Miljö-Invest“ hat seine Beteiligungen weltweit gestreut. Je ein Fünftel in Norwegen, den USA, den Niederlanden und der Bundesrepublik, der Rest in Großbritannien, Japan und Frankreich. Ein halbes Jahr erst besteht der „grüne“ Fonds, hat aber bereits über 3.000 in- und ausländische InvestorInnen gefunden.

„Umweltbewußte haben seit einiger Zeit schon die Möglichkeit, beim Konsum umweltfreundliche Alternativen zu wählen“, wirbt Joly in seinem Büro mit Ausblick auf die Fjordlandschaft vor Bergen. „Sie sollten diese Möglichkeit auch bei der Geldanlage haben.“

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