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Befreit Öcalan

■ Die DaDa-Terroristen des BremerAmateurTheaters kommen durch Hunde-Urin zur Selbsterkenntnis

Schon seit fünf Jahren nun nutzen drei StadtteilDadaisten (der leider eierlose „Große Huhnini“, der Hustkünstler „Wick-Medicus“ und der des Schreibens des Wortes „Weser“ nicht mächtige „W.Sermann“) temporäre Schwächezustände unseres bis weit über Ganderkesee hinaus berühmten taz-Kolumnisten Urdrü aus, um dessen „Institut zur Vernichtung gedankenloser Gedanken“, die legendäre GaDeWe, zu stürmen, als handle es sich bei diesem illustren Rokoko-saal um die israelische Botschaft und bei Urdrü um Öcalan. In den Anfangsjahren vollzogen diese drei Herren, die übrigens gerne zu fünft auftreten, zuverlässig in jedem einzelnen Monat (also: Januar UND Februar UND ...) ihr Programm zur Rückdebilisierung der Waller Urbevölkerung. Geschwächt durch die einschlägigen Altmännerkrankheiten (Zehenjucken, Nasenpopelverklumpung) rufen sie nun nur noch alle zwei Monate „Da, da“, übrigens wider besseren Wissens, denn ihre Vernunft ist überhaupt nicht „da“ und auch nicht dort, sondern wegweg. Da Urdrü zur Zeit durch ein Gewirr von Schläuchen ans Krankenhausbett gefesselt, also wehrlos ist, trommelten sich diese WegWeglagerer wieder mal mit terroristischem Kriegslärm den WegWeg frei ins GaDeWe. Von der Spitze des nahen Fernsehturms aus beobachtete die klettersporterprobte taz im Auftrag des Geschädigten Urdrü das lasterhafte Treiben, ausgestattet mit Teleskop, Röntgenfotoapparat und U-Häkchen.

In einer ersten Trainingseinheit zum Zwecke allgemeiner geistiger Verwirrung wurde eine Original-Mainzer-Karnevalsrede mit vollkommen fehlerhafter Bekleidung gehalten. Das Objekt der Observation trug einen Nikolaushut! Darauf folgte allerdings eine journalistisch blitzsaubere Reportage über eine Schiffskatastrophe, nämlich den Untergang der Lousitania. Die verfaulten Seelen dieser Schmutzsudler weigerten sich aber, einen Gedenkgottesdienst zu Ehren der Ertrunkenen abzuhalten und ließen statt dessen – schiffsnameninspiriert – Lucy mit Tania vögeln. Das sah nicht gut aus. Nicht einmal von der Fensehturmspitze aus. Zwar waren die Nikolausmützen entfernt, doch dicke Männer mit schwarzen Anzügen als praktizierende Lesben? – auf dem Röntgenfoto gibt das einen dampfenden Kuhfladen.

Durchaus überdenkenswert aber sind die Anregungen der Dadaisten für die Existenzphilosophie, die ja heutzutage leiderleider sehr ins Abseits gedrängt ist. In Ergänzung, ja vielleicht sogar als Korrektur zu Sartres Spiegeltheorie (Stichwort: das Ich im Blick des Anderen), wird hier ermuntert zur Spiegelung des Ichs in einer Pfütze aus Dackelurin, welche fröhlich um das eigene Bein schwimmt. Aber Achtung: Erste Erprobungen scheinen zu einem völlig neuen, nicht immer erquicklichen Selbstbild zu führen. Dann schwebte plötzlich der Geist von Jean Paul (der übrigens in der Seele Max Goldts steckte und mit den Flügeln Boris Vians wie Ernst Jandl und Arno Schmidt flatterte) zum Fenster herein und fiel (trotz heftigen U-Häkchenbeschusses unsererseits wegen mangelnder Zielgenauigkeit) über die Dadaisten her, was zu einer Orgie von verheerenden Abschweifungen führte: Von Schwalbenhoden mäanderte die Rede zu Makaken-äffchen, Wagners Tristan und Sprachtheorie (insbesondere Transformationsgrammatik!).

In zwei Stunden harter Breitmaularbeit (lachen, weinen, schreien) konnten eigentlich nur folgende Gedanken von aufklärerischer Wucht entdeckt werden: 1. Mick Jaggers Unterlippe ist bei 20.000 Meter Meerestiefe zwei Quadratmeter groß. 2. Wenn die Nacht herein„bricht“, dann muß sie aus ethymologischer Prinzipientreue auch „kotzen“. Und 3. Alle Schiffs-Stewards sind Cineasten und heißen deshalb James. Unser taz-Geheimdienstmann konnte da, auf halber Strecke im freien Fall vom TV-Turm, nur schreien: „Urdrü hihihilf“ und „Befreit Öcalan“.

babaK

P.S.: Das fünfköpfige Trio (im wirklichen Leben von Beruf Physiker, Informatiker, Grafikdesigner, Student und so) ist allerliebst, tritt in zwei Monaten mit 50%-rundumerneuertem Programm noch mal auf, ärgert sich mit Recht!!! darüber, daß der hiesigen Großkultur wie dem Musikfest das Geld reingestopft wird, während die Leute vom BAT für jede Probenstunde in ihrem Ex-Waller-Gymnasium pingelige 23 Mark löhnen müssen. Das ist Kulturvernichtungsarbeit!

In der GaDeWe (380 79 90) sind bis 19.3. wunderbar konfuse, flatterhändige Kritzeleien, von Dieter Rogge – fabriziert mit dem schlechtest gespitzten, also dicksten Bleistift aller Zeiten – zu sehen. Bisweilen fliegen Häuser durch die Luft.

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