Beerdigung von Dennis J.: Multikulti auf der Straße
Die Beerdigung von Dennis J., der an Silvester von einem Polizisten erschossen wurde, wird zu einer Demonstration. Für die einen war Dennis "Jockel", seinen türkischen Freunden bleibt er "der Bruder".
Was für ein Mensch war Dennis J., der in der Silvesternacht von einem Polizisten erschossen wurde? "Jockel" nannten ihn seine deutschen Freunde. Seine türkischen Freunde aber sagen über den Tod hinaus "Bruder" zu ihm. 300 Kumpel, Freundinnen, Verwandte, Nachbarinnen und Weggefährten kamen zur Beerdigung des Neuköllners am Freitag. Sein Sarg - ein Blumenmeer.
In der Kapelle auf dem Alten St.-Jacobi-Friedhof drängen sich alte und junge Menschen. Blondierte Frauen und solche mit Kopftüchern. Dazu alte türkischstämmige Männer und viele junge mit feuchten Augen und kurz geschorenen Seitenhaaren samt dichterem Büschel oben auf dem Kopf. Eine Frisur, wie auch Dennis J. sie trägt - auf dem Bild, das bei der Beerdigung gezeigt wird.
"Ein Neuköllner Junge" war er, erinnert der Grabredner Rainer Hartmann. Er will viel damit sagen - schwierige Familienverhältnisse, Straßenkind, Kleinkriminalität - und lässt es gleichzeitig ungesagt.
Dass der Neuköllner Junge aber 300 Leute arabischer und deutscher Herkunft in die Kapelle kriegt, dass Schwarze darunter sind und Leute mit asiatischen Gesichtszügen, das spricht für den Berliner deutscher Herkunft. Wer das schafft, der hat ein Talent, Leute zusammenzubringen, und kaum Dünkel gegenüber anderen Nationalitäten.
Fragt man die Trauergäste, was für einer der 26-Jährige war, sagen sie: "Er hatte ein großes Herz." Oder: "Er hatte eine saubere Zunge." Einer sagt auf Englisch: "He was a cool do." Wieder andere sagen: "Egal, was du brauchtest, er hat dir geholfen." Und Güner Balci, die früher zusammen mit dem Sintimusiker Tschabo in Neukölln Jugendarbeit machte und Dennis J. zehn Jahre lang kannte, sagt: "Er war ein Sonnenscheintyp. Sympathisch, nie ausfallend, Älteren gegenüber respektvoll."
Nach der Beerdigung ziehen zweihundert Menschen in einer Demonstration vom Hermannplatz zum Sitz des Polizeipräsidenten am Platz der Luftbrücke. Immer wieder fallen sie in einen Singsang: "Was wollen wir?" fragt der Vorsinger. "Gerechtischkeit", antworten die Demonstrierenden. Sie fordern, dass der Polizeischütze in Untersuchungshaft kommt.
Dennis J. war ein Autonarr und wegen verschiedener Verkehrsdelikte mit Haftbefehl gesucht. Er war unbewaffnet, als er bei einer versuchten Festnahme aus nächster Nähe erschossen wurde. Acht Schüsse feuerte der Polizist auf ihn ab. Gerüchte, dass es ein Eifersuchtsdrama ist, dementiert die Polizei.
Vor dem Gebäude des Polizeipräsidenten angekommen, fordert der Schwager des Getöteten eine gründliche Untersuchung und Aufklärung der Vorfälle. "Damit wir unseren Kindern erklären können: Die Polizei ist dein Freund und Helfer." - "Nicht dein Mörder!", ruft jemand aus der Reihe der Demonstrierenden.
Leser*innenkommentare
Paul
Gast
Diese 150-200 Delikte sind erstmal Ermittlungsverfahren. Die spannende Frage wäre in diesem Zusammenhang, wie viele Verurteilungen es gab und aus welchen Gründen. Dann realtviert sich das auch mit den "200 Opfern". Beim Klauen im Supermarkt oder dem fahren ohne Fahrschein oder Führerschein gibt es nämluch keine Opfer, auch wenn es sich um Regelüberschreitungen handelt.
DOCH VIEL WICHTIGER: Egal um welche Regelüberschreitungen es sich handelt, nichts davon rechtfertigt es durch einen übereifrigen Polizisten erschossen zu werden. Und natürlich würde jeder andere, der kein Polizist ist, nach so einer Nummer in U-Haft sitzen. Es gibt diverse zeugen, die nicht nur eindeutig einer Notwehsituation widersprechen, sondern auch das seltsame Verhalten aller drei Polizisten gegenüber potentieller Zeugen am Tatort monieren. Warum haben die drei berliner Beamten denn bitte die Zeugen angeranzt zu verschwinden? Warum sind die zwei Kollegen des Todesschützen die einzigen, die vor lauter Böllerei nichts gehört haben, während alle anderen Zeugen von einer total ruhigen Straße sprechen, bis die Todesschüße die Stille durchbrachen?
Wer hier den Tod mit den Straftaten des Opfers rechtfertigt, wer hier den Todesschützen und seine Kollegen in Schutz nimmt, weil Polizeiarbeit in Berlin schwer ist, der sollte nochmal sowas wie Demokratieunterricht nehmen statt sich als Pseudo-Musterbürger aufzuführen!
petro
Gast
vor allem, die 160 Strafdaten sind ja nur die zur Anzeige gebracht wurden. Wie schaut da wohl die Dunkelziffer aus ??
jessy
Gast
also erlich wenn ich das alles lese,wird mir schlecht...straftäter hin oder her,das ist aber nicht gleich ein grund jemanden umzubringen...und vor allen die leute die jockel nicht kannten,was schreibt ihr da ihr wisst nicht mal wie er war....da bekomme ich so einen hals...
jockel mein bruder wir lieben und vermissen dich
ist egal man
Gast
und labert keinen müll von wegen man muss sich fragen ob er ein sunnyboy wa nur weil er so viele straftaten hatte, wir leben in berlin neukölln hier hat jeder so seine straftaten!!!!kein mensch auf erden is perfekt!!! der ángebliche ´´Polizist´´ soll seine gerechte strafe erhalten!!!leider kann ich hier keine ausdrücke verwendet die werden gelöscht, aber trotzdem gott sieht alles und der wird auch noch seine strafe kriegen!!!!!!
ist egal man
Gast
ok er wa kriminell, muss man den gleich jemanden umbringen? na und er hatte 158 straftaten und aus fehlern lernt man! er wollte sich sowieso nach silvi stellen man!!! muss man gleich deswegen jemanden töten??? Nein!!! wisst ihr wie es is wenn man silvester feiert und man weiß das der bruda, onkel oder freund an dem tag erschossen wurde??!! Ruhe in Frieden Denny!!!:(
Sven Müller
Gast
Also ehrlich. Bei dem Strafregister in einem Jaguar (auch wenn es angeblich seiner war) mit geklauten Nummernschildern herumzueiern in dem Wissen, dass man gesucht wird, ist nicht heldenhaft, das ist grottendämlich.
Bei den Aussagen in dem Begräbnisvideo à la...'Andere kommen wegen mal Schwarzfahren in den Knast, aber der [Polizist]....' wird mir speiübel. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man nicht mal eben so wegen 'mal' Schwarzfahren in den Knast kommt. Lauter so ein Unfug.
Wenn ich nur wegen dieser Äußerung in die rechtsradikale Ecke gestellt werde, dann bin ich gerne rechtsradikal.
Das ganze Multikultimistzeug könnt ihr Euch sonstwohin stecken.
Nebenbei bemerkt versuche ich gerade einem türkischen Staatsbürger, den ich noch nicht einmal kenne, den Allerwertesten zu retten (ohne Bezahlung, sondern weil ein Kumpel von mir seine Hand für den ins Feuer legt, der übrigens genau wie ich Deutscher ist), deswegen haue ich mir hier recherchierenderweise die Nacht um die Ohren und muss hier so einen geballten Schwachfug lesen, da platzt mir echt nur noch der Kragen.
Jenny
Gast
Hey nadine..du kennst mir wahrscheinlich nur
vom sehen..wir hatten beide einen gemeinsamen freund..ich hoffe dir geht es ein wenig besser..
meld dich doch mal...würde mich freuen.. lg
nadine
Gast
was redet ihr denn alle da natürlich hat er scheisse gebaut aber deswegen erschiesst man nicht gleich menschen er war kein mörder der sowas verdient hätte.und ich weiss das weil ich seine frau war.wenn es einem aus eurer familie passiert wäre würdet ihr nicht so ein scheiss reden.
ich vermiss dich mein engel.deine frau nadine
Kristin Tacze
Gast
hey Leute, kommt mal alles klar,
erstens waren es 158 Straftaten (bitte richtig lesen)!
Zweitens war er wie in allen Zeitungen Berichtet ein Kleinkrimineller, muß man deshalb gleich erschossen und hingerichtet werden?
Der angebliche Angriff auf den Polizisten erfolgte nachdem der Polizist ihm bereits tödlich getroffen hatte.
Was für ein rechtsstaat sind wir eigentlich???
"Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar"
Gurkenkönig
Gast
haben sich die "Jungen Nationalen" zum Leserbriefschreiben an die taz verabredet, oder was sollen das Gequatsche und die Rechtfertigungsversuche, einen polizeilichen Todesschützen auszuklammern und die 150/160 Delikte als Rechtferigung hinzustellen?
Würden diese Kommentatoren auch so schreiben, wenn ihr Freund erschossen würde?
Wohl kaum, was ?!!!!
Andi
Gast
Bei 160 Straftaten muss man sich schon mal fragen, ob der Sunnyboy für die vielen Opfer seiner Straftaten nicht viel Ungemach gebracht hat.
Da ein taz-Artikel keine Grabrede voller Schönfärberei sein sollte ist, sollte das doch wohl nicht unerwähnt bleiben.
Jonas
Gast
> Wer das schafft, der hat ein Talent, Leute
> zusammenzubringen, und kaum Dünkel gegenüber
> anderen Nationalitäten.
Kriminalität kennt keine Grenzen.
Angela Brederecke
Gast
Ein erschreckender Beweis dafür dass in diesem kapitalistischen Unrechtsregime der Schutz des Privateigentums höher gewertet wird als das Leben eines Bürgers, der gegen die ungerechte Veteilung der Konsumgüter Widerstand leistet und somit wenn auch vermutlich unbewusst, dieses grausame und eigentlich auch nicht mehr zeitgemäße Gesellschaftssystem angreift.
Thorsten Heise
Gast
Liebe Leute, mir kommen die Tränen, ehrlich. Jetzt wird wieder das Lied vom Polizeistaat gesungen. Was kann die Polizei dafür, wenn jemand kriminell wird? Warum sucht die Trauergemeinde die Schuld nicht vor allem bei sich ihren Vorbildern und sich selbst? Und mal ehrlich: Möchtet Ihr in Berlin Polizist sein? Letztlich ist der Junge nicht durch einen Polizisten gestorben, sondern seine eigene Unverantwortlichkeit. Dass sollte seinen Kumpels mal zu denken geben.
Hajo
Gast
Das ist wirklich ein interessanter Einblick, den Sie da gewähren, verehrte Frau Schwab. Tatsächlich scheint sich dort ein prächtig funktionierendes, multikulturelles Milieu entwickelt zu haben. Das freut mich außerordentlich zu lesen, auch wenn der Anlaß natürlich ein trauriger ist.
Ich wundere mich aber, oder besser gesagt, es besorgt mich ein wenig, daß diese Menschen, die hier so vereint Gerechtigkeit für ihren guten Freund Dennis J. fordern, möglicherweise nur durch ihren Haß auf die deutsche Gesellschaft und die entsprechende Gesellschaftsordnung zusammengeschweißt sind.
Wäre dies der Fall, würden wir hier die Formierung, weniger einer Parallelgesellschaft, als viel eher einer Alternativgesellschaft bejubeln. Das würde mir dann wiederum Angst machen.
Herzlichst, Hajo
hans beyer
Gast
aber sie haben schon registriert, dass der typ über 150 straftaten begangen hat. ist ja ein echter sunnyboy gewesen, ob das seine opfer auch so sehen. wann ihr wohl endlich aufwacht, aus eurem multi-kulti-wahn.
Frank aus Adlershof
Gast
Der Straftäter würde noch leben, wäre er der Aufforderung der Polizisten gefolgt. Jetzt ist er tod. Pech gehabt. Und zum Glück für die, die er nicht mehr schlagen, bestehlen oder im Straßenverkehr gefährden konnte.
Frank
Xtian
Gast
Liebe TAZ,
hatte der "dufte Typ" nicht 160 Straftaten begangen?
Gab es da nicht 160 Opfer?
Helge
Gast
Hach, da menschelt es so schön in diesem Bericht. Mir wird warm ums Herz!
Jan Engelstädter
Gast
"wegen verschiedener Verkehrsdelikte gesucht" - nette Umschreibung für eine Liste von 200 Delikten (falls der Tagesspiegel richtig recherchierte).