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Beelendend

Shakira auf gekämmten Teppich-Fransen

Sonntagabend nach dem Polizeiruf 110 noch nicht die nötige Bettschwere gehabt. Also noch ein bisschen gezappt. Was zum Teufel ist das? Der Offene Kanal? Selbst gemachte Videos von Mädchen und Jungs waren da zu sehen, sich schwer verrenkend.

Die home-made Filmchen haben grade so viel Farbe, dass man den Pastell-Ton des elterlichen Sofas noch erkennen kann. Und grade so viel Ton, dass man ahnt, wem die Hauptdarsteller nacheifern.

Im Hintergrund sieht man den Stoff, von dem sich Träume abheben: gefaltete Gardinen, furnierte Couchtische, modern gemusterte Sofa-Kissen. Fernsehen findet eben in der guten Stube statt, ob aktiv oder passiv.

Auf dem Läufer aus der Orient-Abteilung robbt ein Mädchen, und presst aus dem gequetschten Brustkorb ein „Whenever, wherever“ – der Hitsong der blonden, bauchtanzenden Shakira, die sich im MTV- und Viva-Video durch eine Art Ursuppe schlängelt.

Es war natürlich nicht der Offene Kanal, es war RTL II, in der das Teenstar-Finale übertragen wurde.

Und während man diesen beelendenden Versuchen, der Rüschgardine zu entkommen, zusieht, beschleicht einen das sichere Gefühl, dass es nicht lange dauern wird, bis die Videos bei Stefan Raabs TV Total auftauchen – das ist leider zurzeit die Sendung, die es am besten versteht, Kapital aus den kleinbürgerlichen Träumen von Otto Normalverbraucher und eben auch von Tinchen Taschengeld zu ziehen.

Elke Heyduck

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