Bedrohte US-Küste: Mit dem Öl kommt die Laichzeit
Im Golf von Mexiko haben die Einsatzkräfte mit der Entlastungsbohrung am Meeresgrund begonnen. Das Ökosystem schwebt ohnehin in höchster Gefahr – und das auch noch in der Laichzeit.
![](https://taz.de/picture/312542/14/oel_laichzeit_2_f.jpg)
BERLIN taz | Die Einsatzkräfte im Golf von Mexiko kämpfen weiterhin fieberhaft gegen die Ölpest. BP hat nach eigenen Angaben inzwischen allerdings mit der angekündigten Entlastungsbohrung begonnen. Damit soll der Druck im bisherigen Bohrloch gesenkt werden, um es anschließend mit einer Spachtelmasse zu verschließen.
Die ganze Aktion wird einige Zeit in Anspruch nehmen: der Ölkonzern rechnet mit drei Monaten. Experten sehen darin allerdings die einzige Möglichkeit, die Situation im Golf von Mexiko dauerhaft in den Griff zu bekommen.
Außerdem sollte am Dienstag versucht werden, die erste von drei Abdeckglocken zur Unfallstelle zu bringen. Mit Hilfe dieser großen Kuppeln können nach Schätzungen von BP etwa 85 Prozent des ausströmenden Öls aufgefangen und an die Oberfläche gepumpt werden. Dort wird ein Bohrschiff das Gemisch aus Wasser, Öl und Gas aufnehmen.
"Wir hoffen, dass das gesamte System innerhalb einer Woche funktioniert", sagte der US-Geschäftsführer von BP, Doug Suttles.
An der Küste fürchten Bewohner und Naturschützer gleichermaßen die Ankunft der ersten Ölklumpen, die Strände und Naturschutzgebiete verseuchen werden. Neben den vielen heimischen Arten sind auch Tiere in Gefahr, die im Golf von Mexiko ihre Laich- und Brutplätze haben.
Britta König vom WWF-Zentrum für Meeresschutz sagte der taz, dass beispielsweise die Blauflossenthunfische besonders betroffen seien. "Das ist ohnehin schon ein kleiner, gefährdeter Bestand, der in den letzten 30 Jahren um mehr als 80 Prozent zurückgegangen ist", erklärte König.
Die Tiere kommen in ihrer Laichzeit von April bis Juni ganz gezielt in den Golf von Mexiko. Ihre empfindlichen Fischeier haben gegen den Ölteppich keine Chance und die Fische selbst sterben an den Giftstoffen des Öls oder ersticken, weil ihre Kiemen verklebt werden.
Auch verschiedene Meeresschildkröten steuern momentan direkt auf die Gefahrenstelle zu. Sie nähern sich vom offenen Meer der Küste und müssen im Ölteppich zum Aufatmen an die Oberfläche.
"Beim Auftauchen überzieht ein Ölfilm ihre Nasenlöcher, sodass die Luftzufuhr begrenzt wird", sagte König. Zudem könne das Öl die inneren Atmungsorgane schädigen.
Die Ölpest bedroht nun auch in besonderem Maße die Küste Floridas mit ihren Korallenriffen, weil sich der Wind gedreht hat. Meteorologen erwarteten allerdings auch ruhigeres Wetter. Dadurch steigen die Chancen, größere Teile des Ölteppichs mit Hilfe der kilometerlangen Barrieren daran zu hindern, sich weiter der Küste zu nähern.
Außerdem könnte erneut versucht werden, Teile des Ölteppichs auf dem Meer abzufackeln. Das Verfahren ist allerdings umstritten, weil Schadstoffe teilweise im Wasser bleiben oder in die Luft gelangen.
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