piwik no script img

Beate Schederschaut sichin Berlins Galerien um

Die Idee der Aneignung fremder Bildinhalte treibt Karl Haendel schon lange um. Auf seine fotorealistischen Bleistiftzeichnungen überträgt der Künstler, der 1976 in New York geboren ist, fotografische Vorbilder exakt, jedoch in größerem Maßstab. Bei Wentrup treibt er dieses Spiel nun auf die Spitze: Haendel kopiert sich selbst. Augenscheinlich zumindest. In seiner mit jenem schönen deutschen Begriff, der es als Lehnwort ins Englische geschafft hat, betitelten Ausstellung „Doppel­gaenger“ gibt es jede Zeichnung in zwei Ausführungen. Eine Wand hat er dafür in der Galerie eingezogen und so findet man sich quasi vor zwei Varianten einer Ausstellung wieder. Die Bildpaare sind mal Spiegelungen, mal Übersetzungen, mal reagieren sie gewissermaßen aufeinander oder sie weisen wie im Falle des „Child Kings“ (1+2) auf historische Parallelen hin. Noch etwas ganz anderes spricht für einen Besuch: „Doppel­gaenger“ ist die letzte Ausstellung von Wentrup in den Räumen am Tempelhofer Ufer. Die Galerie zieht nach Charlottenburg um (bis 22. 12., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Tempelhofer Ufer 22).

Fast schon weihnachtlich wird einem indes bei Peres Projects zumute. Zumindest wenn irgendwann einmal die langersehnte Carrera-Bahn unterm Baum lag, mit der Blair Thurman vermutlich viele Stunden als Kind verbrachte. Das Motiv der Autorennbahn taucht immer wieder in seinen pop-minimalistischen Gemälden auf, so auch in der aktuellen Ausstellung in der Friedrichshainer Galerie, wo er beim surrenden Sound seiner Neonröhren-Skulpturen zum „Exquisite Course“ einlädt (bis 21. 12., Mo.–Fr. 11–18 Uhr, Karl-Marx-Allee 82).

Kaum gerecht zu werden, ist an dieser Stelle der 31 Künstlerinnen umfassenden Gruppenausstellung „Pissing in a River. Again!“ im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. Dabei sind unter anderem Yael Bartana, Teresa Burga, Katharina Sieverding, Raphaela Vogel und Ruth Wolf-Rehfeldt. Die beiden Kuratorinnen (und Künstlerinnen) Andrea Pichl und Stephanie Kloss haben auf unterschiedliche Art und Weise herausragende Künstlerinnen unterschiedlicher Generationen zusammengebracht. Kurz: Es lohnt sich. Wie heißt es doch so hübsch in dem Patti-Smith-Song, auf den der Titel anspielt? „Should I pursue a path so twisted? Should I crawl defeated and gifted? Should I go the length of a river, (The royal, the throne, the cry me a river). What about it, what about it, what about it? Oh, I’m pissing in a river“ (bis 13. 1.2018, täglich 11–20 Uhr, Mariannenplatz 2. Begleitprogramm jeden Donnerstag. Am 22. 11. um 19 Uhr Filmscreening und Talk „Top Girl“, Regie Tatjana Turanskyj).

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen