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Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Als kleiner Junge ging der Schriftsteller Alejandro Zambra in seiner Heimatstadt Santiago de Chile verloren und fand auf anderem Weg als seine Eltern nach Hause zurück. Zambra erzählt davon in „Ways of going home“. Die Anekdote gab dem Roman seinen Namen und dient dort als Bild für ein Gefühl von Orientierungslosigkeit, verknüpft mit Kindheitserinnerungen an das Chile Pinochets. Francisca Khamis, chilenisch-palästinensische Videokünstlerin, verweist in Text und Titeln auf Zambras Roman und lässt so Fragen nach Ver- wie Entwurzelung unterschwellig mitschwingen. Auch sonst kann einem beim Anschauen ihrer Videos, die bei Stadium im Loop laufen, der Orientierungssinn verloren gehen: Bilder von Touristenbooten an den Niagarafällen verschwimmen immer wieder ins Unscharfe; Handyaufnahmen von einem als Clown verkleideten Speedboatfahrer vor der Freiheitsstatue wackeln schwindelerregend (bis 20. 4., Sa. 12–18 Uhr und nach Vereinbarung unter mail@stadiumstadium.de, Potsdamer Str. 70).

Alexander Iskin gefällt es ebenfalls, seinem Publikum den Sehsinn zu verwirren. Seine neuen „interrealistischen“ Gemälde bei Sexauer lassen sich bis auf eines alle um 90 Grad drehen, was eine hübsche, wenn auch nicht wirklich neue Idee ist. Ganz Kind seiner Zeit hat Iskin für seine Drehbilder das instagramtaugliche Quadratformat ausgewählt und noch dazu jeder Position Hashtags zugewiesen. Wer mag, suche also #BetrunkeneBäume oder #Hasenpinkler oder lässt es bleiben. Interessanter als solche Spielereien ist Iskins malerisches Spiel mit Transparenz und Oberflächen. Teils trug er Farbe von hinten auf die Jute auf, die er statt Leinwand verwendete, dann wieder pastos, blickdicht von vorn (bis 8. 6., Mi.–Sa. 13–18 Uhr, Streustr. 90).

Transparenzen und Überlagerungen spielen auch in den Fotografien von Marsha Burns eine Rolle. Burns kam im Jahr 1984 für einen Vortrag an der Kreuzberger Werkstatt für Photographie nach Berlin und nutzte die Zeit, junge Erwachsene, Außenseiter, Szenetypen zu porträtieren. Herrliche, in Berlin lange nicht gezeigte Aufnahmen sind das: Männer und Frauen, nackt oder bekleidet, oft liegend, in Träume versunken, oder aber mit Requisiten aus der frühen Fotografie posierend. So halten einige der Porträtierten Glasscheiben in den Händen, in denen sich das natürliche Licht bricht. Besonders schön ist das an sonnigen Tagen zu sehen, wenn auch der Projektraum im Haus am Kleistpark durch die Jalousien von Tageslicht durchschienen wird und sich zusätzlich noch echte Schatten darüberlegen (bis 26. 5., Di.–So. 11–18 Uhr, Grunewaldstr. 6–7).

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