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Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Carrick Bell und Michael Rocco, die Betreiber von HORSEANDPONY sind quasi schon Teil des „Haptic House“: Beide tragen ein Exemplar aus Dennis Loeschs „Sweater Edition“, bedruckt mit Logo-Kombis angesagter Modemarken wie „Comme des Vuitton“. Denn darum geht es in der Gruppenschau, kuratiert von Autorin und Künstlerin Penny Rafferty: Die Werke der 19 vertretenen Künstler*innen fordern allesamt sinnliche Begegnungen mit einem Gegenüber heraus, nicht immer, aber oft handelt es sich dabei um den oder die Betrachter*in. So wie die Sweater getragen werden, sind die Sitzgelegenheiten von Nuri Koerfner tatsächlich dazu da, sich niederzulassen, etwa, um Kathy Ackers und Alan Sondheims Experimentalfilm „Blue Tapes“ zu betrachten. Sogar das stille Örtchen ist im haptischen Haus nicht mehr still. GeoVanna Gonzalez hat die Toilette in einen rauschenden Gedenkaltar für den im vergangenen Herbst verstorbenen Rapper Lil Peep verwandelt (bis 10. 6., So., 14–18 Uhr + n. V.: info@horseandponyfinearts.com, Altenbrakerstr. 18).

Begegnungen mit einer denkwürdigen Spezies ermöglicht indes Noah Klink. In seiner Galerie lässt er „Schmutzige Papageien“ fröhlich vor sich hin trällern. Die animatronischen Spielzeugvögel der Marke Hasbro kamen 2007 als Teil der Produktserie „FurReal Friends“ auf den Markt. Mit mannigfaltigen Talenten: Sie singen, tanzen, plappern nach, was man ihnen sagt, reagieren auf Berührungen und Sprachbefehle. Damals das Neueste vom Neuen, heute überholt. Gerrit Frohne-Brinkmann hat die Vögel über eBay ihren ursprünglichen Besitzer*innen abgekauft. Ob sie wohl noch etwas von dem wissen, was diese ihnen beigebracht haben? Vielleicht sind sie ja schlauer, als man denkt, eine plüschige Form von AI, die sich als Sinnbilder überholter Technologien, wie kulturalisierter Natur, nur tarnen (bis 3. 6., Do.–Sa., 12–18 Uhr, Kulmer Str. 17).

Mit künstlichen Körpern, jedoch menschlichen, beschäftigt sich auch Louisa Clementbei WNTRP.Aus Schaufensterpuppen setzt sie frankensteinartige Wesen falsch zusammen, zeigt diese auf Displays und Fotografien dann aber nur als Fragmente, Bruchstücke. Clement geht es um Identitätsbildung im digitalen Zeitalter. Auch die konstruiert sich aus Versatzstücken ständig neu. Auf das seltsame Hin und Her von Nähe und Distanz sozialer Netzwerke scheinen auch die Videos anzuspielen, die Clement im Ausstellungsdesign von Studio Miessen zeigt: Eine behandschuhte Hand streicht behutsam über Gliedmaßen, als müsse sie sich trotz aller Attraktion vor direkter Berührung schützen (bis 28. 7., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 91).

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