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Beamtentum am Netz

■ Trainerrausschmiß bei den SCC-Volleyballern wegen Ost-West-Konflikt

Berlin. Nach zwei bitteren Niederlagen gegen Lokalrivale Post/TSC und Tabellennachbar VfB Friedrichshafen stürzte der SC Charlottenburg auf Rang sieben ab und entließ daraufhin Trainer Zbigniew Jasiukiewicz. Obwohl mit drei aktuellen Auswahlspielern (Triller, Hölzig, Reimann), dem ehemaligen DDR- Nationalspieler Göbert, Quell und Jaeger und zwei guten Zuspielern (Thomas Brall/Andre Barnowski) eigentlich eine bärenstarke Truppe auf dem Parkett steht, die vor Saisonbeginn zum engeren Favoritenkreis gezählt wurde.

Einzig der Altwessi Thomas Brall, »letzter Überlebender« des Westberliner Bundesligisten SC Charlottenburg, kam neu ins Team und hat wohl eine andere Spielauffassung als die ehemaligen Staatsamateure. Sooft ihn Trainer Jasiukiewicz aufs Feld stellte, bekamen die Charlottenburger Angreifer keinen Ball mehr ins gegnerische Feld geschlagen. Brall gehört sicher immer noch zu den besten deutschen Zuspielern, doch schien er von seinen Kollegen boykottiert zu werden. »Manche springen nur mit halber Kraft, wenn ich zuspiele«, meint Brall. Vielleicht wollen einige seine Art des Spielaufbaus nicht verstehen, die zu sehr vom jahrelang erprobten alten DDR- Strickmuster abweicht.

Oft wirkte der Ost-Sechser zudem beim Spiel völlig emotionslos, fast beamtenhaft. »Nicht allein die Physis entscheidet ein Volleyballspiel, wichtig ist vor allen Dingen, daß man mit Herz und Kopf spielt,« meint ihr Ex-Coach heute. »Zbigniev hatte keine Autorität. Alle im Team haben immens viel Erfahrung. Da läßt sich keiner so schnell was erzählen«, läßt sich Mario Göbert vernehmen.

»Richtige Konkurrenz sind die Jungs noch nicht gewohnt. Oben weht ein härterer Wind«, äußert sich Jasiukiewizc zu den Anpassungsproblemen seiner ehemaligen Mannschaft. Früher standen alle Spieler auf den Gehaltslisten der Volkspolizei und hatten neben dem Volleyball keinen Beruf. Heute müssen sie sich um ihr berufliches Weiterkommen oder ihre Ausbildung selber kümmern. In der Sporthalle sind sie gezwungen, mit einem wesentlich geringeren Trainingsumfang wesentlich mehr Leistung zu bringen.

Nun ist die Lage beim SC Charlottenburg aber noch etwas delikater. Als Manager fungierte der langjährige Bundesligatrainer Kaweeh Niromand. Er holte Jasiukiewicz nach dem Abstieg in die 2. Liga nach Berlin, um die Mannschaft »aus der Scheiße zu ziehen«, nachdem er selbst mit seinem Latein am Ende war. Doch meint Kaweeh auch heute noch, besser einschätzen zu können, was dem Team fehlt. Da viele Köche ja bekanntlich den Brei verderben, zog sich der enttäuschte Pole aus der Küche zurück und überläßt jetzt dem Exiliraner den Herd. uzi

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