Beachvolleyball: Auf dem Sprung nach Peking

Das Beachvolleyballduo Julius Brink und Christoph Dieckmann wird beim Grand Slam am Hauptbahnhof vor heimischem Publikum nur Vierter. Die Olympia-Teilnahme ist dennoch fast sicher.

Baggern für Peking im Sand: Christoph Diekmann (hinten) und Julius Brink Bild: AP

Julius Brink ist sichtlich aufgekratzt. Im Erfolgsfall gibt der 25-Jährige auf und neben dem Sandviereck gerne den Sonnyboy: gut gebräunt und mit Drei-Tage-Bart, ein großes Basecap, unter dem die blonden Haare deutlich hervorschauen, große Kopfhörer um den Hals. Doch nach der Niederlage taugt Brink eher als Badboy. Soeben hat er mit seinem Partner Christoph Dieckmann das Spiel um Platz drei beim Beachvolleyball Grand Slam in Berlin verloren: "Ich lasse mich in meinem Wohnzimmer nicht abschlachten." Das Spielergebnis sagt etwas anderes: Mit der Zweisatzniederlage (19:21 und 16:21) gegen die Spanier Pablo Herrera und Raul Mesa verpasste das Duo Brink/Dieckmann, das für den VC Olympia Berlin startet, sein selbst gestecktes Ziel: ein Platz auf dem Siegerpodest im "Wohnzimmer" vor dem Berliner Hauptbahnhof.

Brink verliert nicht gerne. Die ganze Woche über hat das Duo nicht verloren. Ausgerechnet am Abschlusstag dann gleich zwei Mal: Keine zwei Stunden vor dem Spiel um Platz drei unterlagen Brink/Dieckmann im Halbfinale dem späteren Turniersieger, den Brasilianern Emanuel und Ricardo, knapp in drei Sätzen. Während sich Brink in beiden Spielen immer wieder auf kleinere Mätzchen einließ, stand Dieckmann stets ein paar Meter abseits im Sand. Beinah teilnahmslos. Der lange Blocker, sieben Jahre älter als Brink, ist das introvertierte Regulativ zum impulsiven Abwehrspezialisten.

Zusammen bilden Brink und Dieckmann das zurzeit beste deutsche Beachvolleyball-Duo. Längst zählen sie zum erweiterten Favoritenkreis für den Olympischen Wettbewerb in Peking. Auf der Weltserie erreichten sie zuletzt drei Finals in Folge, und auch das Halbfinale in Berlin unterstreicht ihre Ambitionen für die Olympischen Spiele. Dabei sind sie für diese noch nicht mal sicher qualifiziert. Brink klingt entsprechend vorsichtig: "Ich hatte in Mathe eine Sechs. Mir hat noch niemand gesagt, dass wir sicher dabei sind."

Dass sie überhaupt noch zittern müssen, liegt am komplizierten und harten Qualifikationsmodus. Seit Anfang 2007 ermitteln die Beachvolleyballer die 24 Starter für das Olympische Turnier, wobei die 8 besten Resultate jedes Teams in die Wertung eingehen. Allerdings darf ein Land beim Olympischen Wettbewerb nur maximal zwei Teams stellen. Davon sind die starken Beachvolleyball-Nationen betroffen: die Amerikaner, die Brasilianer und eben die Deutschen.

Ohne die Startplatz-Einschränkung wären derzeit drei deutsche Männer-Teams qualifiziert. Doch während das Duo Brink/Dieckmann am Finaltag in Berlin immerhin im Einsatz war, scheiterten die beiden Verfolger-Teams bereits im Viertelfinale: Jonas Reckermann und Mischa Urbatzka (Köln) sowie David Klemperer und Eric Koreng (Essen). Brink und Dieckmann dürften somit theoretisch kaum noch von beiden Verfolgern einzuholen sein.

Im Gegensatz zu Brink, der noch immer an den beiden Niederlagen zu knabbern hat, blickt Dieckmann kurz nach dem Spiel um Platz drei bereits auf die nächsten Turniere: "Wir wollen eins der vier Grand-Slam-Turniere gewinnen. Das hat in Berlin nicht geklappt. Also geht es für uns ab Donnerstag in Paris weiter." In den nächsten sechs Wochen folgen fünf weitere Qualifikations-Turniere für Olympia, darunter drei weitere Grand Slams und die Europameisterschaft in Hamburg. Das Ranking wird dabei nicht mehr komplett durcheinandergewirbelt. Trotzdem sind die Turniere entscheidend.

Die deutschen Duos versuchen, die Qualifikation locker zu nehmen. Die nationale Konkurrenz hat sie auch international wieder stärker gemacht. Doch Dieckmann denkt nicht nur an Deutschland: "Natürlich ist ein erfolgreiches Abschneiden eines deutschen Teams wichtig für das deutsche Beachvolleyball. Aber mich kümmert das letztlich nicht, wenn nicht wir die deutsche Medaille holen."

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