piwik no script img

BayernMit Nobelkarossen auf den Klimagipfel

Auf einem "Autoklimagipfel" präsentiert sich das Stoiber-Bayern als Deutschlands Vorreiter in Sachen Klimaschutz.

Mehr Hügel als Gipfel: Ministerpräsident Edmund Stoiber, Audi-Vorstandschef Rupert Stadler und BMW-Vorstandschef Norbert Reithofer Bild: dpa

MÜNCHEN taz Es sind seine letzten Wochen als bayerischer Ministerpräsident, und trotzdem hat Edmund Stoiber noch ein neues Spielfeld für sich entdeckt: das Klima. Am Jahresanfang lud er auf die Zugspitze, ein paar Limousinen wurden mit Wasserstoffantrieben ausgestattet und dazu posaunte sein CSU-Generalsekretär Markus Söder, dass man ab 2020 Hybridantriebe verpflichtend vorschreiben solle.

So schnell geht das neue CSU-Lieblingsthema voran, dass die Staatskanzlei mit dem Organisieren gar nicht mehr nachkommt. Am Freitag kam die Meldung, dass Bayern einen "Autoklimagipfel" ausrichte. Natürlich, wie in allen Politikfeldern, als "erstes Bundesland". Das Problem des gestrigen Gipfels in Nürnberg: Es war mehr ein Hügel.

Die Teilnehmer jedenfalls spotteten hinter vorgehaltener Hand deutlich über die allzu offensichtliche Stoiber-Hauruck-Politik. Sehr magere Vorgaben habe es im Vorfeld gegeben, sehr kurzfristig sei das Ereignis angesetzt worden, so der Tenor. Immerhin sei eine Ausstellung zustande gekommen, auf der die neuesten Entwicklungen gezeigt werden, meinte eine beteiligte Institution zynisch.

Eingeladen waren: Die beiden großen Automobilhersteller Audi und BMW sowie der ADAC und der Bundesverband der deutschen Automobilindustrie VDA. Denen erklärte Stoiber, dass sich das Klimazeitfenster schließe: "Rasches und nachhaltiges Handeln ist notwendig", mahnte der Bayernchef, um schließlich vier "Aktionsfelder" zu präsentieren. Der bayerische Technologievorsprung soll weiter ausgebaut werden, etwa im Leichtbau, bei Hybridantrieben oder bei effizienteren Klimaanlagen. Und der Verkehr soll in Bayern künftig besser fließen und der ADAC mit seiner kompetenten Beratung bitte weiter einen Beitrag zur umweltschonenden Fahrweise leisten.

Beim entscheidenden Punkt der CO2-Reduzierung gab es dann Stoibersche Dialektik zugunsten der spritschluckenden bayerischen Premiummarken: Unter dem Titel "Bayern unterstützt die EU-Kommission beim Abbau der Emissionen" findet sich die EU-Forderung nach 120 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer. Allerdings: durchschnittlich. Es folgt: "Einen einheitlichen Grenzwert für alle Autos lehnt Bayern klar ab!" Ausdrücklich unterstützt von Stoiber wird eine Kfz-Steuer, die sich an der CO2-Belastung orientiert. Sollte sich in dieser Frage bis Herbst nichts tun, will Bayern eine entsprechende Bundesratsinitiative starten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • CM
    Christian Münster

    Viele Zusatzagregate verbrauchen Strom, der über den Spritverbrauch wieder hereingeholt werden muss.

    Der grösste anzunehmende Missbrauch ist das Fahren mit Licht am Tag, dadurch werden Millionen Liter von Sprit sinnlos verbraucht. Wa es bei Motorrädern noch sinnvoll, ist es bei den wesentlich grösseren Autos, einfach Verschwendung.

    Dass man in der Dämmerung rechtzeitig das Licht einschaltet ist unbestritten, aber Mittags im hellen Sonnenlicht?

    Aber jeder Rattenfänger hat seine Gefolgsleute, wenn er einen scheinbaren Erfolg verspricht.