piwik no script img

Bayern-TV gegen den Rest der EG

■ Bundesverfassungsgericht entscheidet über Eilantrag gegen EG-TV-Richtlinie

Berlin (taz) - Im Eilverfahren wurde gestern vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Klage des Bundeslandes Bayern wegen der geplanten EG-Richtlinie über das Fernsehen verhandelt. Bayern will Bonn per einstweiliger Anordnung untersagen lassen, der Richtlinie auf der EG -Ministerratssitzung am Donnerstag zuzustimmen. In der Richtlinie, die Verwaltungs- und Rechtsvorschriften der „Rundfunktätigkeit“ der EG-Einzelstaaten koordinieren soll, sieht die bayerische Staatsregierung einen Eingriff in die Kulturhoheit und damit auch Rundfunkhoheit der Bundesländer. Formal richtet sich die Klage gegen einen Kabinettsbeschluß vom 8. März, mit dem Bonn dem Entwurf zustimmte.

Die EG-Richtlinie schreibt außer rein rechtlichen Fragen und denen des Jugendschutzes maximale tägliche und stündliche Werbezeiten sowie eine Steigerung des Anteils europäischer Produktionen in den Programmen vor. Bis zu 20 Prozent der Sendezeit dürfen der Richtlinie zufolge für Werbung aufgewendet werden, Spielfilme unterbrochen werden. Für die Privaten wäre dies eine Einschränkung ihrer Werbemöglichkeiten, die Öffentlich-Rechtlichen erhielten mehr Werbespielraum. Laut Bayern wird die Klage auch von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Hessen unterstützt. Die Bundesländer müßten schon „seit Jahren einen schleichenden Verlust ihrer Kompetenzen durch die Europäische Gemeinschaft hinnehmen“. Es bestehe erste Gefahr für die Eigenstaatlichkeit der Bundesrepublik. Die Bundesregierung warnte davor, ihr in dieser Sache die Hände zu binden und damit großen politischen Schaden anzurichten.

kotte

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen