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Bausünde soll wegNeustart für Steilshoop

Schulsenator will leer stehende Gesamtschule abreißen und zwei neue Schulen bauen. Arbeitstitel: Campus Steilshoop.

"Bausünde der 70er", sagt der Schulsenator: Steilshoops frühere Gesamtschule. Bild: Ulrike Schmidt

Schulsenator Ties Rabe will das Gebäude der früheren Gesamtschule Steilshoop im nächsten Jahr abreißen lassen. Es sei eine „Bausünde der betonverliebten 70er-Jahre“, in der Schüler sich nicht wohlfühlen könnten, sagte der SPD-Politiker. An Stelle der 18.800 Quadratmeter großen Mammutschule sollen bis 2015 drei kleinere Gebäude für eine Grundschule, eine Stadtteilschule und ein Bildungszentrum entstehen. Investitionsvolumen: 26,7 Millionen Euro.

Die Großsiedlung aus den 70ern, in der auf 2,5 Quadratkilometern rund 20.000 Menschen leben, hat seit fast zehn Jahren ein Schulproblem. Die Anmeldezahlen in der alten Gesamtschule reichten für die Größe der Schule nicht mehr aus, Eltern meldeten ihre Kinder für die fünften Klassen lieber an Schulen in Nachbarvierteln an. Doch weil ein Stadtteil dieser Größe eine weiterführende Schule braucht, wurde vor einigen Jahren am nordöstlichen Zipfel die „Schule am See“ gegründet. Die ehemalige Grundschule führt nun auch ältere Klassen. Die benötigen Platz. Und weil der alte Gesamtschulbau so unwirtlich sei, wünschten Eltern einen Neubau am Standort „Schule am See“.

Doch das großes Haus, von jeher „Bildungszentrum“ genannt, wird auch von vielen kleinen Initiativen des Stadtteils genutzt und beherbergt Elternschule, Mütterberatung, Volkshochschule, ein Jugendzentrum und andere Träger und Vereine. Diese wiederum wollen auf ihre Räume nicht verzichten.

Es stand zur Debatte, das Bildungszentrum für zwölf bis 15 Millionen Euro aufwendig zu sanieren – auch für die älteren Klassen der Schule am See – oder ebendort für 18 Millionen Euro neu zu bauen. Er habe sich entschlossen, mehr Geld in die Hand zu nehmen und mit Abriss und Neubauten eine dritte Lösung vorzuschlagen, sagt Rabe. Die große Investition solle ein Zeichen sein: „Steilshoop ist ein schöner Stadtteil, dem wir neuen Rückenwind geben wollen.“

Im nächsten Dreivierteljahr soll ein Architekturwettbewerb für den „Campus Steilshoop“ durchgeführt werden, so der Arbeitstitel. Gesucht wird attraktive Architektur, wie sie in Hamburgs Süden mit dem Bildungszentrum „Quellmoor“ entstanden ist. Die Mehrausgaben von rund neun Millionen Euro sollen durch Grundstücksverkäufe ausgeglichen werden. Denn es werden am Bramfelder See Flächen für den Wohnungsbau frei.

Die Stadtteilkonferenz begrüße die Campus-Pläne, sagt Vertreterin Petra Lafferentz. Nötig sei aber auch Engagement der Stadtentwicklungsbehörde für attraktivere Gestaltung der Zugangsstraßen. Außerdem dürfe die Sozialbehörde den Initiativen keine Gelder streichen.

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3 Kommentare

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  • TW
    Th. Werner

    Ein SPD Schulsenator lässt ein ganzes Schulgebäude platt machen, das vor 30 Jahren unter einer SPD Regierung gebaut wurde.

     

    Mich wundert sehr, dass niemand der damals Verantwortlichen für diese Fehlplanung zur Rechenschaft gezogen wird.

  • S
    Steilshooperin

    Ich kann mich der Einschätzung von Steilshooper voll anschließen. Steilshoop ist ein sehr lebenswerter Stadtteil. Ich lebe seit 18 Jahren hier und ziehe meine Kinder hier groß. Sie konnten hier ein Maß an Freiheit genießen, mit großen Innenhöfen und tollen Spielplätzen, von dem Kinder in anderen Stadtteilen nur träumen können. Ich habe mich trotzdem für eine weiterführende Schule in Barmbek entschieden, einfach weil ich möchte, dass sie noch etwas anderes kennenlernen, als unseren Stadtteil. Das am Standort des Bildungszentrums investiert werden soll, begrüße ich.

  • S
    Steilshooper

    Generell ist es gut wenn sich in diesem Stadtteil etwas tut und die Stadt Geld in die Infrastruktur steckt.

     

    Ich habe in Steilshoop jahrelange und sehr gerne gelebt, bin selbst auf diese Schule gegangen und habe mich persönlich dort sehr wohl gefühlt. Die Schule selbst ist von den Räumlichkeiten her top ausgestattet. Alleine der Theatersaal, der auch für ausserschulische Veranstaltungen genutzt wird, ist meines Wissens selten in einer hamburger Schule zu finden.

     

    Allerdings hat sich im Laufe der Zeit die Einwohnerstruktur und folglich auch die Zusammensetzung der Schüler dahingehend geändert, dass sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Stadtteil wohnen und deren Kinder diese Schule besuchten und besuchen. Dazu kommt noch der zu Unrecht bestehende schlechte Ruf des gesamten Stadtteils, so daß Eltern ihre Kinder lieber ausserhalb einschulen.

     

    Ein Abschlußzeugnis einer Schule in Steilshoop ist nicht gerade ein Türöffner.

     

    Deshalb glaube ich persönlich nicht daran, dass ein Neubau einer Schule die Einschulung in andere Stadtteile verhindert und den Trend umkehrt.

     

    Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeigen.

     

    Die Einwohnerstruktur im Stadtteil bleibt jedoch gleich und die Klassen werden auch weiterhin zu 70, 80, 90% mit Schüler mit Migrationshintergrund besetzt sein. Und dieser "Zustand", den niemanden weiter bringt, treibt Steilshooper in andere Stadtteile.

     

    Nicht die Unwirtlickeit der Schule und die Bauweise.

     

    Ich hoffe, dass die freiwerdenden Flächen die zum Wohnungsbau freigegeben werden, nicht den grünen Charakter des Stadteils zerstören, gerade am Bramfelder See. Steilshoop ist nicht nur Beton, Gewalt und asozial und sondern eine ruhige, lebenswerte, grüne Oase, was die meisten Ausstehenden nie wirklich mitbekommen.

     

    Die Politik sollte sich übrigens schnellstens mit dem Geschäftsgebaren der Gagfah dort befassen, die den Wohnraum dort im wahrsten Sinne des Wortes verschimmeln lässt und kaum noch etwas investiert. Gut gepflegter Wohnraum und ansehnliche Innenhöfe haben auch einen großen Anteil daren wer in einem Stadtteil wohnt.