Baustelle Rotes Rathaus — Diepgen läßt sich mit dem Umzug Zeit

■ Zwischenbilanz der Renovierungsarbeiten im zukünftigen Berliner Regierungssitz/ Schutthaufen und Müllsäcke bestimmen das Bild/ Nur eine Baufirma aus dem Osten

Mitte. Mit dem Umzug ins Rote Rathaus wird sich das designierte Berliner Stadtoberhaupt Eberhard Diepgen (CDU) offensichtlich noch Zeit lassen. So jedenfalls sieht es Dietrich Hinkefuß, Leiter der Allgemeinen Verwaltung im Magistrat. Und der Zustand des Gebäudes, das am ersten Arbeitstag im neuen Jahr einer einzigen Baustelle gleicht, gibt ihm recht: Schutthaufen und Müllsäcke, Berge ausrangierter Möbel und Pappkartons voller wertloser Amtsformulare in friedlicher Nachbarschaft mit Kabelrollen und Latexeimern, noch verpacktem Teppichbelag und provisorischen Türbeschriftungen.

Viele der einst im Rathaus Tätigen sitzen bereits in Schöneberg. Nur einige der Fraktions- und Arbeitsräume sind noch belegt, aber auch hier richtet man sich auf die Übersiedelung ein. »Wann wir umziehen, wüßten wir selber gern«, kommentiert Uwe Lehmann von Bündnis90/ Grüne die unbestimmte Situation. Noch hapere es für seine Fraktion, die künftig mit der AL zusammengeht, an ausreichendem Platz.

Für die neuen Hausherren — Diepgen und seinen Mitarbeiterstab, die Senatskanzlei — werden die rund 220 Zimmer gerade ausreichen. Obwohl die Bau- und Renovierungsarbeiten, mit denen im November begonnen worden war, als Ad-hoc- Maßnahmen gedacht sind, sollen bis zum Einzug zweckmäßige Arbeitsbedingungen gewährleistet sein.

Von Grund auf erneuerte Elektrik- und Telefonanlagen und ein zusätzliches Netz für Computer gehören dazu. »So mußten die völlig veralteten Aluminiumleitungen durch Kupferkabel ersetzt werden«, erläutert Frank Korthals. Der 29jährige aus Steglitz hat mit dem Bauvorhaben Rotes Rathaus erstmals ein Projekt dieser Größenordnung übernommen. Bei ihm laufen die Fäden der beteiligten Unternehmen — bis auf eine Maurerfirma aus dem Ostteil kommen alle aus westlichen Stadtbezirken — zusammen. Fußböden wurden gefräst, mit neuem Ausgleich und Belägen versehen, Wände, Türen und Fenster gestrichen. Im dritten Geschoß haben die rund 100 Bauleute diese Phase so gut wie abgeschlossen, bis Mitte Februar soll auch die zweite Etage soweit fertiggestellt sein. »Im Erdgeschoß, erst vor zwei Wochen größtenteils geräumt, geht es jetzt erst los«, sagt Korthals und ordert telefonisch weitere zwei Schuttcontainer zum Innenhof. Das Haus ist außerdem »ziemlich schabenverseucht«, Waschbecken sind deshalb aus den meisten Zimmern entfernt worden. Provisorisch sind auch die neuen Türschlösser, eine komplette Schließanlage steht noch aus.

Eine gründliche Renovierung des über 100jährigen Rathauses müßte langfristig angelegt werden, so der Bauleiter. Zur Begründung führt er den desolaten Zustand der Heizung, der Abwasserleitungen und Hebeanlagen an. Aber darüber muß noch entschieden werden. adn