: Bauhaus trägt Trauer
Wer wird nach Uecker neuer Nagler der Nation?
Günther Uecker ist tot. Der größte Nagler aller Zeiten verstarb am Dienstag im stolzen Alter von 95 Jahren. Der Düsseldorfer Hammerkünstler muss in seinem langen Dasein mindestens eine Million Nägel eingeschlagen haben, um Eier, Würfel und andere Formen aus spitzen Metallstiften zu formen. Da hatte jemand sein Lebensthema gefunden, verloren aber haben nun die deutschen Baumärkte einen ihrer besten Kunden. Der Marktführer Bauhaus hat bereits Trauerbeflaggung an allen Filialen angeordnet. Obi will im Gedenken an den Premiumkunden seine Werkzeugabteilung in „Ueckerei“ umbenennen. Hagebau plant, künftig alljährlich „Los Uecker Wochos“ zu veranstalten, bei denen Nägel nur die Hälfte kosten sollen. Einschlagen wird aber sicher die Aktion von Hornbach, das werbewirksam „den neuen Uecker“ sucht und dafür landesweite Hämmerwettbewerbe ausruft. Als Schirmherr gewonnen werden konnte der chinesische Universalkünstler Ai Weiwei, der sich „in tief empfundener Bewunderung für sein Idol“ sogleich in einem Nagelstudio die Pornokrallen hat maniküren lassen, wie er der Weltöffentlichkeit mitteilte. Günther Uecker wird es im Himmel mit Wohlgefallen sehen und schließlich versuchen, sich beim Wolkenfestnageln nicht auf den ewig blauen Daumen zu hauen.
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