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Bauen in Dresden

■ Das historische Zentrum hat Vorrang / Gerüste an Zwinger, Brühlscher Terrasse und Frauenkirche / Hoffen auf 40-Millionen-Kredit, um 700 Wohnungen zu finanzieren

Von Christiane Pfeifer

Dresden (ap) - Gerüste, Baugruben, Kräne, Absperrungen das Dresdener historische Zentrum ist voll davon. So können die historischen Brühlschen Terrassen am Elbufer auch in diesem Jahr nicht betreten werden. Zwar wurde ihre 1814 angelegte Freitreppe erneuert, doch ein im Terassenbauwerk entdeckter vergessener Brunnen will nun auch wiederhergestellt sein.

Unweit davon an der Ruine der Frauenkirche steht ebenfalls ein Gerüst: Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen veranlaßte Sicherungsarbeiten an dem als Mahnmal an die schweren Zerstörungen Dresdens bei den Bombenangriffen im Februar 1945 stehengebliebenen Kirchenüberrest.

Zum Kronenturm des prächtig-barocken Zwingers schweben Sandsteinplastiken in die Höhe. Damit vollendet sich in diesen Tagen seine Rekonstruktion. Fortgeführt werden Arbeiten am oberen Ende des Nymphenbades - Inbegriff der wollüstigen Feste Augusts des Starken - an der Fassade vom Deutschen Pavillon und auf der Terasse über der Porzellansammlung im Zwinger. Zwar rauschen die Fontänen in der zwischen 1710 und 1732 errichteten Prunkanlage. Der nördliche Teil aber dient als Materiallager für den Umbau der Sempergalerie.

Dieser erst 1855 vollendete elbseitige Abschluß der Zwingeranlage wird umgebaut. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wiedererstanden, war das Gebäude der Gemäldegalerie Alte Meister schlichtweg verschlissen. Raffaels „Sixtinische Madonna“ und Tizians „Zinsgroschen“ zogen um ins Albertinum auf der Brühlschen Terasse. 1992 sollen sie wieder im ehemaligen Domizil zu finden sein, das sich dann allerdings rundum als Museum von Weltrang erweisen will.

Jetzt ist parallel zur Sempergalerie und den Besuchern der Semperoper durch einen robusten Bauzaun verborgen die Erde tief ausgehoben. Dort soll beispielsweise ein Bilderdepot entstehen, daß später von Rasenflächen bedeckt und damit die historische Gestalt des Platzes nicht stören wird. Seine schon fertiggestellten Fundamentplatten dienen zur Zeit als Kranfahrbahn. In der Sempergalerie selbst laufen Abbrucharbeiten, um danach zum Beispiel neue Wände zu setzen und - erstmals - Klimatechnik zu installieren. Im Gange ist der Einbau neuer Oberlichter, die zu einer den Gemälden angemessenen Beleuchtung beitragen werden. Die eingerüstete Rotunde ist für Erkundungen freigegeben. Es muß über ihre weitere Sanierung entschieden werden.

Am imposantesten aber erscheint vielen der Fortgang der Arbeiten auf dem Bauplatz „Residenzschloß“. Das Äußere des beim Angriff auf Dresden am 13. Februar 1945 bis auf Mauerreste abgebrannten Komplexes soll wiederhergestellt werden. Drei Viertel der Sandsteinversetzarbeiten an diesem Abschnitt sind erledigt, und die Südfassade ist gänzlich verputzt. Beide von dort aus sichtbaren Ecktürme tragen wieder ihre kupfernen Hauben. Nun ging man an komplizierte Arbeiten in der sogenannten Schützkapelle. Lange Zeit hatte dort ein riesiges Anlegergerüst einen einzigen erhalten gebliebenen Giebel abgestützt. Das Bauwerk soll bis Jahresende bis zum Dach fertig sein. In wenigen Tagen beginnt die Sanierung des Hausmannsturms, an dem ein verwittertes Zifferblatt die Stunde der Zerstörung festhält.

„Es läuft gut“, war aus der Schloßbauleitung zu erfahren. Gelder einer Stiftung zum Wiederaufbau des Dresdener Schlosses brauchten noch nicht angerissen zu werden, weil die DDR-Regierung das Projekt bisher weiter finanziert hat. „Wer weiß, wie lange noch“, argwöhnen die Bauleute und auch: „Bei den Problemen im Land wagt man ja kaum zu sagen, daß wir am Schloß weiterbauen.“

Der Boom berührt das Leben in der Kommune wirklich wenig. In Gorbitz, einem der großen erst in den vergangenen zehn Jahren entstandenen Wohngebiete am Rande der Stadt, dürfen Tausende Balkone nicht betreten werden. Sie sind von Haus aus zu schwer und zudem miserabel gearbeitet.

Einen Baustopp sprach das Stadtparlament für die Brakestraße im Zentrum Dresdens aus. Die projektierten Objekte im Nordteil würden nicht der attraktiven Lage entsprechen.

Sogleich hofft man auf durch die DDR-Regierung verbürgte Kredite in Höhe von rund 40 Millionen D-Mark, um zum Beispiel den Bau von 700 Wohnungen finanzieren und die dringendsten Probleme damit bewältigen zu können.

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