Baudenkmal: Investoren wird der Weg bereitet
Die Kantgaragen werden abgerissen
D ie Kant-Garagen waren 1930 das bauliche Symbol für die Mobilität im autoverrückten Neuen Westen Berlins. Heute sind sie ein Abrissfall. Haarstäubend dabei ist, dass selbst der Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes kräftig nachgeholfen hat, den Glaspalast herunterzuwirtschaften, indem er auf das Prinzip der Verwahrlosung setzte.
Mehr noch muss sich aber das Land Berlin fragen lassen, was ihm der Erhalt des Denkmals und bedeutende historische Architektur überhaupt wert ist. Wie es scheint, nichts mehr! Denn dort, wo aktuell Investoren vor Denkmälern auflaufen – besonders in der City West – wird ihnen der Weg bereitet, wie die jüngsten Abriss-Beispiele Deutschlandhalle, das Schimmelpfeng-Haus und jetzt die Kant-Garagen beweisen.
Vorfahrt für Neubau
Dass die Abrissbirne wieder kreisen kann, hat auch damit zu tun, dass in den letzten Jahren der Denkmalschutz in Berlin starke Einbußen hinnehmen musste. Ein Drittel weniger Mitarbeiter als noch in den 1990er Jahren haben die Behörden heute. Es fehlt an Geld und Ausstattung. Einstmals politisches Störelement, ist Denkmalpflege jetzt Anhängsel von Senats- und Bezirksverwaltungen und in ihrer Macht und Freiheit, diese zu kontrollieren, begrenzt – eine fatale Entwicklung.
Hinzu kommt, dass die Denkmalbehörden selbst an diesem Prozess der Entmachtung beteiligt sind. Die tägliche Sisyphos-Arbeit der Vorsorge, des Erhalts und der Kontrolle ist mühsam. Da widmet man sich lieber den Themen Unesco-Welterbe, großen Prestigeprojekten oder den Tagen des offenen Denkmals. Das ist eben schöner und macht keinen Ärger.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“