Basketballer Schröder zu den Lakers: Zum Meister abgeschoben
Eine glückliche Fügung führt den Basketballer Dennis Schröder zu den Los Angeles Lakers. Der deutsche Nationalspieler spielt nun um den Titel.
Mit 27 Jahren kann man schon ganz schön alt sein. Denn so absurd es klingt: Dennis Schröder wechselt vor allem deswegen zu den Los Angeles Lakers, weil er bei seinem bisherigem Klub Oklahoma City Thunder nicht mehr in einen radikalen Jugendkurs passt. Der aktuell wohl beste deutsche Basketballer ist zu alt und vor allem zu teuer für den in Oklahoma City geplanten Neuaufbau. Auch Danny Green, der im Tausch für Schröder zu den Thunder geht, wird dort nicht lange bleiben, sondern bald weiterverscherbelt werden für Draft-Picks, also die Zugriffsrechte auf Nachwuchstalente.
Dass Oklahoma City alles, was schon etwas länger aus den Windeln raus ist, gerade zu anderen Vereinen schickt, darunter einen der besten Aufbauspieler aller Zeiten mit dem 35-jährigen Chris Paul, der sich nun in Phoenix auf die Suche nach seinem ersten NBA-Titel macht, das darf getrost als glückliche Fügung für Schröder eingestuft werden. Zwar war es ein offenes Geheimnis, dass der deutsche Nationalspieler lieber zu den Milwaukee Bucks gegangen wäre, die von Mike Budenholzer, seinem ehemaligen Chefcoach bei den Atlanta Hawks, trainiert werden. Erst vor wenigen Tagen hatte Schröder in einem Podcast noch verkündet, er wollte eigentlich nie für die Lakers spielen, aber das dürfte er sich mittlerweile anders überlegt haben. Denn beim amtierenden NBA-Meister wartet eine traumhafte Ausgangsposition auf den gebürtigen Braunschweiger.
Die Lakers haben zwar erst Mitte Oktober in der NBA-Blase im Disneyland von Orlando den Titel gewonnen, aber hatten trotzdem großen Nachholbedarf auf der Point-Guard-Position. Das Aufbauspiel übernahm zuallermeist LeBron James. Dass der Superstar, obwohl nominell eigentlich Flügelspieler, die Bälle verteilt, gehört zwar zur Taktik der Lakers, aber auch ein „King“ James braucht mal Pausen, erst recht im fortgeschrittenen Alter von bald 36 Jahren.
Der pfeilschnelle Schröder kann sie ihm bieten, stellvertretend für James den anderen Superstar der Lakers, das 2,08 Meter große Bewegungswunder Anthony Davis, mit Vorlagen füttern – und selbst endlich einmal um den Titel mitspielen. Bei seinen bisherigen NBA-Stationen in Atlanta und Oklahoma war seit 2013 meist früh Schluss in den Playoffs. Wermutstropfen dieses Wechsels: Da die NBA-Saison coronabedingt erst am 22. Dezember beginnen wird und die Lakers in den Playoffs sicherlich weit kommen werden, dürfte Schröder im kommenden Juni der deutschen Nationalmannschaft fehlen beim Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele.
Perspektive auf die Startformation
In Los Angeles stände Schröder also in der Startformation und käme nicht mehr von der Bank. Für die Thunder hatte er in der vergangenen Saison 18,9 Punkte, 3,6 Rebounds und 4 Assists pro Spiel gesammelt, sein gesamtes Spiel stark verbessert und vor allem seinen Distanzwurf stabilisiert – eine unverzichtbare Waffe in der modernen NBA. Denn die Statistiken sagen, dass am effektivsten direkt unterm Korb oder von hinter der Dreierlinie gepunktet wird. So stark spielte der Deutsche, dass er Zweiter wurde bei der Wahl zum „Sixth Man of the Year“, zum besten Bankspieler der Liga also – eine Auszeichnung, die als einziger Deutscher bislang nur Detlef Schrempf gleich zwei Mal in den frühen 90er Jahren gewinnen konnte.
Aber Schröder hat immer gesagt, dass er lieber von Anfang an spielen möchte. In Los Angeles, bei der neben den Boston Celtics traditionsreichsten und erfolgreichsten NBA-Franchise, hat er nun die Gelegenheit, es einem anderen, noch größeren deutschen Vorgänger in den USA gleichzutun. Denn bislang ist immer noch Dirk Nowitzki der einzige deutsche Basketballspieler, der NBA-Champion werden konnte. Dass sich das im kommenden Jahr ändern könnte, davon ist auch Magic Johnson überzeugt. Die Lakers-Legende schickte gleich mehrere Tweets hinaus an die „Laker Nation“, in der er den „fantastischen Wechsel“ lobte und prophezeite, Schröder würde seinen neuen Klub „in die Position bringen, den Titel zu verteidigen“.
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