Bart und Babybauch: Transsexueller bekommt zweites Kind
Groß war die Aufregung, als der Transsexuelle Thomas Beatie seine Schwangerschaft zur Schau stellte. Nun bekam er sein zweites Kind. In Deutschland wäre das nicht möglich gewesen.
![](https://taz.de/picture/349371/14/beatie_b.jpg)
Wie der US-Fernsehsender ABC meldete, hat der transsexuelle Thomas Beatie einen Sohn zur Welt gebracht. Der 35-jährige Amerikaner hat im vergangenen Jahr mit seiner ersten Schwangerschaft für ein weltweites Medieninteresse gesorgt. Die Geburt seiner Tochter Susan Juliette gilt als erste Niederkunft durch einen Mann, so die Presseagentur afp.
Thomas und seine Frau Nancy (46), die im Bundesstaat Oregon zu Hause sind, hatten sich dafür entschieden, dass Thomas die Kinder austragen solle, da Nancy nach einer schweren Operation dazu nicht mehr in der Lage war. Die beiden lebten in einer lesbischen Beziehung, bis Thomas vor gut zehn Jahren eine teilweise Geschlechtsumwandlung vornehmen ließ. Er wurde mit Hormonen behandelt und die Brüste wurden ihm entfernt. Aber Thomas besitzt eine intakte Gebärmutter und Eierstöcke. Einen künstlichen Penis ließ sich der Bartträger nicht implantieren.
Ob der Neugeborene, wie seine Schwester, ohne Kaiserschnitt geboren wurde, ist noch nicht bekannt. Aber Nancy wolle, wie auch schon die Tochter, den Sohn selbst stillen. Die Schwangerschaft wurde durch eine künstliche Befruchtung eingeleitet, mit Spendersamen und einer eigenen Eizelle.
Bilder des hochschwangeren Thomas gingen 2008 um die Welt und sorgten teilweise für so heftige Ablehnung und Anfeindungen, dass die Familie in ihrem Haus erhebliche Sicherheitsvorkehrungen treffen musste, um sich zu schützen.
Ein Familienglück wie in Oregon ist in Deutschland nicht möglich. Das deutsche Transsexuellengesetz wird auch nach seiner anvisierten Novellierung in diesem Jahr als Voraussetzung für eine Änderung des Geschlechtseintrags in den Behördenregistern vorschreiben, dass die betreffende Person "a) dauernd fortpflanzungsunfähig" sein muss. Zudem "b) in körperlicher Hinsicht dem Erscheinungsbild des andern Geschlecht angepasst" sein soll.
Dieser Passus des Gesetzes ist in Deutschland unter Betroffenen sehr umstritten und wird als "Zwangskastration" kritisiert. Ein entsprechender Eingriff ist bei Frauen mit einem hohen Risiko verbunden und wird als Einschränkung des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit gesehen. Bleibt zu hoffen, dass Thomas und Nancy Beatie mit ihrem Vorbild nicht nur ablehnende Reaktionen hervorrufen, sondern auch jenen Mut zur Familienplanung machen, die außerhalb der Geschlechterschablonen stehen.
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