Bares für FilmerInnen

■ Fast eine Viertelmillion für Bremer Filmförderung vergeben / Bremer Filmszene soll besser kooperieren

Eine Steigerung auf voller Linie meldete gestern das Bremer Filmbüro: Zur Projektförderung für Filmschaffende aus Bremen und dem Bundesgebiet gab es 1993 mehr Anträge als zuvor und erfreulicherweise mehr als das Doppelte an Geld, nämlich 250.000 Mark aus dem Kulturhaushalt (s.a. Kasten).

Ruth Stegemann vom Filmbüro sieht außerdem einen „erkennbaren Qualitätsssprung“ bei den eingereichten Arbeiten. Die drei Juries Gabriele Kotte (Autorin und Dramaturgin in Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern), Horst Königstein (Autor, Filmemacher und Redakteur beim NDR) und Björn Melhus (freier Videokünstler in Braunschweig) haben drei Tage lang gesichtet und ein Viertel der eingegangenen Projekte für förderwürdig erklärt. „Wichtig war uns, aufgrund der derart niedrigen Förderungssumme Verantwortlichkeit gegenüber Einzelprojekten aufzubringen und trotzdem nicht nach dem Gießkannensystem vorzugehen“, betont Horst Königstein.

Unterschieden wurden dabei die einzelnen Bereiche „Drehbuchförderung, produktionsvorbereitende Maßnahmen, Produktion sowie Vertrieb, Verleih, Abspiel“ — wobei hier das Auswahlgremium schon mal den pädagogischen Zeigefinger erhoben habe und nicht die volle gewünschte Summe vergeben oder ein vorgestelltes Projekt in die Entstehungsphase eingestuft habe.

Wie „Offene Augen“, ein geplanter Spielfilm von Berzan Kajo über das Leben des jungen Kurden Renas, für den der Autodidakt 12.000 DM als fixe Summe für die Produktionsvorbereitung bekommt. Sieben Jahre lebt der staatenlose Künstler jetzt in Bremen, empfindet den gewährten Zuschuß als langersehnte Anerkennung und Unterstützung und als Grund zum Hierbleiben.

Ein Spiegel auf die Bremer Filmszene und gleichzeitig der Appell des Jury-Trios: Viel stärker noch sollte zusammengearbeitet werden, Austauschen und Zusammenrücken sei vonnöten, um überhaupt so etwas wie eine Infrastruktur für Film und Video vor Ort zu entwickeln. „Die Zeit der Eifersüchteleien ist vorbei!“ — das ist offensichtlich allen Anwesenden ein Bedürfnis.

Wie hoch 1994 gefördert werden kann, darüber hat die Kulturbehörde noch keine Vorstellung, für dieses Jahr stehen auf jeden Fall noch 25.000 offene Mark im „Feuerwehrtopf“ für aktuelle Filmvorhaben aus Bremen zur Verfügung. Und: Der alljährlich im Mai ausgeschriebene Videokunstpreis wird laut Filmbüro neben dem Bremer Dokumentationsfilmpreis zur festen Institution werden. via

56 Anträge, davon 32 aus Bremen; Förderungssumme 1993: 224.600 Mark. Drehbuch: Heidelore Kluge, 6.000 Mark; Andreas Höntsch: 8.000 Mark.

Produktionsvorbereitung: je 12.000 Mark für Berzan Kejo, Ayan Salar und Paul Klein.

Produktion: Gisela Tuchtenhagen: 50.000 Mark; Beate Skiba und Tobias Baader 40.000 Mark; Barbara Debus, Inge Buck und Konstanze Radziwill: 40.000 Mark; Marikke Heinz-Hoek: 10.000; Thomas Diekmann: 10.000 Mark.

Vertrieb, Verleih, Abspiel: Kinderfilmfest Bremen 93: 8.000 Mark; Lew Hohmann, Joachim Tschirner: 9.000 Mark; Ayse Polat: 1.600 Mark; Harun Farocki: 6.000 Mark. taz

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