piwik no script img

■ Barbier des Tages: Das Maskottchen, das einen Skandal auslösteLa Giraldilla (wird politisch)

Wenn es um die baskische Separatistenorganisation ETA geht, versteht man in Spanien keinen Spaß. So nimmt es kaum Wunder, dass sozialistische Abgeordnete aus Sevilla den Innenminister aufforderten, die „gravierenden Sicherheitsmängel“ bei der Eröffnungsfeier der WM zu erklären, und seither der Schwarze Peter in Sachen Maskottchen-Skandal munter hin und her geschoben wird, von der Polizei zu den WM-Organisatoren und zurück. Der Tanz der drei „Giraldillas“, wie die niedlich bemützten Symbolfiguren der WM heißen, wächst sich zu einem handfesten Politskandal aus.

Als während der Eröffnungsfeier, deren Stars eigentlich ein mürrisches Kind und ein feuchter Tänzer waren, statt einer Giraldilla

Politisch korrekte Giraldilla mit Sänger Foto: AP

plötzlich drei mit der Musikgruppe Siempre Asi auf der Tribüne tanzten, war der künstlerische Leiter der Show so angetan, dass er die putzigen Kerlchen fast zwanzig Minuten gewähren ließ. Bis die zwei inoffiziellen Mitglieder des Ensembles Transparente zückten, auf denen die Rückführung von Häftlingen in ihre baskische Heimat verlangt wurde – Teil einer aktuellen ETA-Kampagne, welche die „Repatriierung“ von rund 500 Gefangenen zum Ziel hat.

In den Kostümen steckten ein Mann und eine Frau, die sich regulär Eintrittskarten gekauft, dann verkleidet und in den Innenraum begeben hatten. Erst nachdem ihre Botschaft über das Fernsehen in die ganze Welt gesendet worden war, drängte man die unbeirrt lächelnden Figuren langsam ab. Deren Insassen nahm man schließlich ebenso fest wie acht weitere ETA-Sympathisanten, die auf den Tribünen für ihre Sache demonstriert hatten. Matti Lieske

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen