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„Barbarisch!“ „Terroristisch!“

■ Beim Abschuß einer Boeing durch die Sowjets 1983 waren die Reaktionen einhellig

Wochenlang geißelten Politiker wie Journalisten in aller Welt den „terroristischen Akt“. Demonstranten vor der sowjetischen Botschaft in Washington wußten: „Sowjet -Schweine sind Mörder.“ Auch in Europa griffen Politiker und Diplomaten zu großvolumigen Protestvokabeln: „Schärfste Entrüstung“ meldete das französische, „tiefste Beunruhigung“ das britische, einen „Schock“ empfand das schwedische Außenministerium. FAZ-Kolumnist Held konstatierte: „Die sowjetische Gesellschaft ist geprägt von einem barbarischen Mangel an Friedfertigkeit.“

Sowjetische MIG-23-Jäger hatten am 1. September 1983 die südkoreanische Verkehrsmaschine KAL 007 mit 269 Menschen an Bord vom Himmel geschossen. Nahezu eine Woche brauchten damals die Verantwortlichen in Moskau, bis sie den Angriff auf den Jumbo eingestanden. „Die in den sowjetischen Luftraum eingedrungene Maschine reagierte nicht auf die Signale und Warnungen der Jagdflugzeuge und setzte ihren Flug in Richtung japanisches Meer fort“, hieß es in einer ersten TASS-Meldung. Mit solchen dürren Dementis hätte sich die Welt zufrieden geben müssen, hätten nicht japanische und amerikanische Zivil- und Geheimdienste minutiös den Funksprechverkehr der beteiligten sowjetischen Jagdbomber aufgezeichnet. Die Tonbandveröffentlichungen zwangen die Sowjets, eigene Versionen der Katastrophe vorzulegen: die eher defensive Verwechslungsthese und den Spionagevorwurf. Die koreanische Boeing 747 war nämlich, bevor sie erstmals über der Halbinsel Kamtschatka in sowjetischen Luftraum eindrang, auf dem gleichen Kurs wie eine amerikanische Aufklärungsmaschine vom Typ RC-135 geflogen. Der Eindringling habe, so die Sowjets, deshalb zu keiner Zeit als Zivilmaschine identifiziert werden können.

Der Spionagevorwurf: Die Zivilmaschine sei in voller Absicht in den sowjetischen Luftraum eingedrungen. Tatsächlich verdichteten sich später die Hinweise, daß der koreanische Jumbo tatsächlich als Lockvogel für die US -amerikanischen Spionagedienste 500 Kilometer weit weg von der regulären Route Anchorage - Seoul unterwegs war.

Michael Fischer

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