piwik no script img

ABT. IM SOG DER PLEITENBanken in Bedrängnis

■ Japan: Glücksritter reißen ihre Kapitalgeber mit

Tokio (dpa) — Die japanischen Banken müssen sich auf magere Zeiten einstellen. Nachdem sie Bodenspekulanten und Börsenanleger während der letzten Jahre mit billigen Krediten versorgt haben, drohen sie jetzt von den Pleiten der einstigen Glücksritter mitgerissen zu werden. Statt atemberaubender Gewinne melden die Finanzkonzerne mittlerweile ausstehende Forderungen in schwindelerregender Höhe.

Das Finanzministerium stellte in einer von der Wirtschaftszeitung 'Nihon Keizai Shimbun‘ veröffentlichten internen Studie fest, daß bankrotte Immobilienfirmen allein bei den elf Großbanken (Citybanks) mit überfälligen Krediten von 1,5 Billionen Yen (19,5 Mrd. DM) in der Kreide stehen. Forderungen in gleicher Höhe wurden noch einmal für die sieben mit Industriekonzernen verflochtenen Trust-Banken errechnet sowie für die drei Kreditinstitute, die sich auf langfristige Kredite spezialisiert haben. Für diese insgesamt drei Billionen Yen können die Geldhäuser bei ihren zahlungsunfähigen Schuldnern nicht mehr die fälligen Zinsen eintreiben.

Die Studie stellte fest, daß die Citybanken 1991 nur wegen der ausbleibenden Zinsen mit Gewinneinbußen von zehn Prozent rechnen müssen. David Atkinson vom Bankhaus Salomon Brothers erwartet, daß der Berg der faulen Kredite bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres am 31. März 1992 auf 20 Billionen Yen (260 Milliarden Mark) anwachsen wird.

Nach den japanischen Finanzgesetzen dürfen Banken jeweils nur bestimmte Geschäfte tätigen. Die Großbanken konnten sich daher nur begrenzt an den Bodenspekulationen beteiligen. Insgesamt haben sie rund 15 Prozent ihrer Kredite an Immobilienfirmen und Finanzierungsgesellschaften vergeben. Der drohende Schlag ins Kontor träfe die Banken zum ungünstigsten Zeitpunkt. Betrugsaffären haben ihrem Ansehen geschadet. Und bis 1993 müssen Nippons Geldriesen die Forderung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) nach einer Eigenkapitalquote von acht Prozent erfüllen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen