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Banken bullish

 ■ McCASH FLOWS ORAKEL

Die Deutsche Gesellschaft für Anlageberatung (Degab), ein Ableger der Deutschen Bank, sieht für dieses Jahr „mit großer Zuversicht“ auf die Entwicklung der Aktienbörse. Die Wachstumsaussichten der Unternehmen seien fundamental derart positiv, daß ein Überschreiten der historischen Höchstkurse von mindestens fünf bis zehn Prozent zu erwarten sei. Beim derzeitigen Stand der Börse bedeutet das ein Plus von 10 bis 20 Prozent in diesem Jahr.

Der Optimismus der Deutschbanker kommt nicht von ungefähr: Für 1990 wird bei einem realen Wachstum von 3,5 Prozent mit einem Anstieg der Unternehmensgewinne um durchschnittlich 12 Prozent gerechnet. Vor allem Unternehmen der Investitionsgüter- und Konsumbranche wird ein noch wesentlich stärkerer Gewinnsprung zugetraut, bei Kaufhäusern kalkuliert die Degab mit einem Gewinnplus von 26 Prozent, im Maschinenbau von 20 Prozent. Selbst der Chemie-Industrie, die eine Dekade jährlicher Gewinnexplosionen hinter sich hat, wird noch eine weitere Steigerung um 4,5 Punkte zugetraut. Nur im Stahlbereich sei wegen des Auslaufens der Hochkonjunktur mit einem leichten Rückgang der Erträge um etwa 5 Prozent zu rechnen.

Die in den letzten Wochen stark gestiegenen Zinsen sind nach Ansicht der Degab keine Eintagsfliege, mit einem deutlichem Sinken des Zinsniveaus sei nicht zu rechnen aber damit „könne man leben“. Die satten Unternehmensprofite seien nur dann gefährdet, wenn es in den Lohnrunden zu „überzogenen Tarifabschlüssen“ komme.

Die Anlageberater der Dresdner Bank kommen bei ihrer Analyse zu ähnlichen Ergebnissen; was die Aussichten deutscher Aktien angeht, gibt man sich ausgesprochen bullish: Der 'Faz'-Index, derzeit bei 760 Punkten, könne bis Ende des Jahres auf 950 bis 1.000 Punkte steigen. Dabei müsse man sich allerdings auf zunehmende Kursschwankungen einstellen. Die Wachstumseffekte des Europäischen Binnenmarkts mache zusammen mit der Ostphantasie eine Neubewertung deutscher Aktien nötig.

Etwas zurückhaltender äußerst sich die Commerzbank in ihrer neuesten Börsenanalyse: die „Ostphantasie“ sei bereits jetzt in den Kursen enthalten, konkrete Prognosen über die Gewinnaussichten von Investitionen in Osteuropa seien so gut wie unmöglich.

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