piwik no script img

Bankangestellte wollen streiken

■ 78,4Prozent der DAG-Mitglieder für einen Arbeitskampf/ Tarifrunde im öffentlichen Dienst eröffnet

Hamburg/Stuttgart (ap/afp) — Bei den Banken in Westdeutschland droht ein Streik. Eine erste Urabstimmung unter rund 9.000 Mitgliedern der Deutschen Angestellten- Gewerkschaft hat eine Mehrheit von 78,4Prozent für einen Arbeitskampf ergeben. Der Verhandlungsführer der DAG für das Bankgewerbe, Gerhard Renner forderte die Arbeitgeber ultimativ auf, bis zum kommenden Mittwoch um 24.00Uhr einen neuen Verhandlungstermin zu benennen. Dies sei die allerletzte Chance, den Tarifstreit für die 430.000 Beschäftigten in den westdeutschen Banken am Verhandlungstisch zu lösen.

Nach den Streikrichtlinien der DAG sind bei einer Urabstimmung 70Prozent der Stimmen erforderlich, wenn zum Streik aufgerufen werden soll. An der ersten Stufe der Urabstimmung waren den Angaben zufolge rund 9.000 DAG-Mitglieder aus 212 Banken, Bausparkassen und Genossenschaftsbanken beteiligt. In der kommenden Woche will die Gewerkschaft in den übrigen westdeutschen Banken abstimmen lassen. Die DAG kann nach ihren Streikrichtlinien in allen Banken zum Streik aufrufen, in denen mehr als 70Prozent der Gewerkschaftsmitglieder bei Urabstimmungen für einen Arbeitskampf votieren. Auch bei der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) stehen die Zeichen auf Streik. „Wir sind immer noch meilenweit von einem Tarifabschluß im Geld- und Kreditgewerbe entfernt“, erklärte HBV-Vorstandsmitglied Hans-Georg Stritter gestern.

Für die rund 2,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst der alten Bundesländer hat gestern in Stuttgart die diesjährige Tarifrunde begonnen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft ÖTV, Monika Wulf- Mathies, appellierte an die Arbeitgeber von Bund, Ländern und Gemeinden, „schnell ein verhandlungsfähiges Angebot“ vorzulegen. Zugleich bekräftigte sie die Forderung nach einer Einkommensverbesserung von 9,5Prozent sowie einer Erhöhung des Urlaubsgeldes um 550Mark. Dies sei wegen der konjunkturellen Lage „gerechtfertigt und finanzierbar“. Der Verhandlungsführer des Bundes, Innenminister Rudolf Seiters (CDU), kündigte dagegen an, daß ein Abschluß von sechs Prozent wie im vergangenen Jahr angesichts der Wirtschaftslage „auch nicht annähernd wiederholbar“ sei. Ein konkretes Angebot der Arbeitgeber wurde für die erste Verhandlungsrunde nicht erwartet. Seiters warnte erneut vor einer Rezession durch überzogene Tarifabschlüsse.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen